Konzert In der Oper ertönt „Schwanengesang“

Wuppertal · Beim Liederabend im Kronleuchterfoyer wurden Werke von Franz Schubert gespielt.

Simon Stricker (r.) überzeugte mit William Shaw.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Mehr als 600 Lieder hat Franz Schubert geschrieben. Mit ihnen realisierte er große Musik als Lied. Dies geschieht durch das Zusammentreffen von Instrumentalmusik mit dichterischer lyrischer Sprache. Sein Zeitgenosse, der Schriftsteller Franz Grillparzer, formulierte treffend: „Er hiess die Dichtkunst tönen und die Musik reden“. Doch gibt es von ihm nur zwei Zyklen: „Die schöne Müllerin“ und die „Winterreise“. Der oft als Zyklus bezeichnete „Schwanengesang“ gehört jedenfalls nicht dazu. Dabei handelt es sich lediglich um die Zusammenstellung von den 14 letzten Liedern des Komponisten, die erst nach seinem Tod von seinem Verleger Tobias Haslinger aus rein kommerziellen Gründen zusammengefasst wurden. Diese wurden im sehr gut besuchten Kronleuchterfoyer des Opernhauses packend aufgeführt.

Es ergab Sinn, sie mit einer Gesamtdauer von rund 55 Minuten nicht an einem Stück zu präsentieren, sondern nach den sieben vertonten Gedichten Ludwig Rellstabs eine Pause einzulegen. Dadurch wurde der Zykluscharakter mit Recht aufgehoben und dem Plan Schuberts Rechnung getragen. Er dachte nämlich daran, die Rellstab-Lieder und die sechs in Töne gefassten Gedichte Heinrich Heines getrennt als Sammlungen seinen Freunden zu widmen. Lediglich „Die Taubenpost“ nach der Dichtung Johann Gabriel Seidls zum Schluss steht alleine.

Zwei Mitglieder der Wuppertaler Oper waren es, die jedes für sich stehende Lied – etliche von ihnen auf Basis der Wanderthematik wie in den beiden oben genannten richtigen Zyklen – eindrucksvoll darboten.

Nicht nur das Opernfach beherrscht Bariton Simon Stricker exzellent. Auch mit dem Genre Kunstlied versteht er vortrefflich umzugehen. Seine wandelbare Stimme zeichnete überzeugend den lyrischen Duktus nach. Die fast allen Liedern innewohnende menschliche Vereinsamung mit all seinen Höhen und Tiefen brachte er klar zum Ausdruck. Dank seiner textverständlichen und sehr emotionalen Gesänge konnte man problemlos in ein Wechselbad der Gefühle eintauchen.

William Shaw, der neue Korrepetitor, stellte sich als ein erstklassiger Liedbegleiter vor. Mitatmend war sein Klavierspiel, sodass Stricker die Gesangslinien in aller Ruhe gestalten konnte. Außerdem überzeugte er mit einer sensiblen Anschlagskultur. Als einen schönen Vorgeschmack auf die nächste Jahreszeit gab es aufgrund des folgerichtigen begeisterten Beifalls Schuberts „Frühlingsglaube“ auf ein Gedicht von Johann Ludwig Uhland als Zugabe.