Jazz: Harold López-Nussa gibt umjubeltes Gastspiel

Einer der Shootingstars der Jazzszene war am Sonntag im Rahmen der Reihe Klangart zu Gast im Skulpturenpark Waldfrieden.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. In manchen Kreisen gehört der Pianist Harold López-Nussa immer noch zu den Shootingstars in der Jazzszene. Dabei ist er schon längst auf den Bühnen der Welt angekommen und auf Festivals ein gerngesehener Gast. Vielleicht haftet ihm das Vorurteil an, dass sich der Sohn einer Pianistin anfangs der Klassik widmete und das Handwerk des Konzertpianisten von der Pike auf lernte. Doch gehört dieses Rüstzeug mit zum Besten überhaupt, das auch auf andere Genres durchaus übertragbar ist. Fortan besann er sich musikalisch auf seine kubanischen Wurzeln und wechselte das Fach hin zum Jazz. Binnen kurzer Zeit war er auf diesem Gebiet in aller Munde.

Und das zu Recht. Beweis dafür war sein umjubeltes Gastspiel im Rahmen der Reihe Klangart am Sonntag im Skulpturenpark Waldfrieden. Jeder Ton saß, als seine Finger draufgängerisch über die 88 Tasten wirbelten, er Akkord- und Tonkaskaden sowie perlende Läufe aneinanderreihte. Er sprühte vor Esprit und vor allem großer Spielfreude. Sein Bruder Ruy Adrián López-Nussa zauberte genauso brillant an seinem Schlagzeug. Seine Stöcke tanzten behände über Trommeln und Becken. Dieser hohen Virtuosität stand Yasser Morejon Pino am Kontrabass in nichts nach.

Prägnante, glasklare Töne entlockte er seinem Instrument, wenn seine Finger bei seinen Soli schnell über das Griffbrett glitten. Drei Musiker waren zu erleben, die sich blind verstanden. Ihr kongeniales Zusammenspiel, ihr Zuwerfen von musikalischen Spielbällen ließen keine Wün-sche offen. Ein Feuerwerk nach dem anderen entfachte das Trio. Auch die beiden Duostücke der Brüder zusammen am Klavier („Mama“) beziehungsweise Klavier in Kombination mit der Kistentrommel Cajón („Cimarrón“) sprühten vor ungeheurem Spielwitz.

Viele Titel aus drei Alben der letzten Jahre waren darunter: „Feria“ aus „El Viaje“ (Die Reise) war ebenso vertreten wie „Paseo“ und „Enero“ aus „New Day“, drei Nummern aus „Herencia“ sowie zwei aus „El pais de las maravillas“. Abgesehen von einem balladesken, ruhigen Stück, als aus dem Flügel hochmelodisch-verträumte Töne kamen und das Schlagzeug sanft mit den Besen gestreichelt wurde, ging es dabei auf der Bühne hoch her. Fetzige Latino-Rhythmen wie Salsa, Son Cubano und Cha-Cha-Cha gingen eine erstklassige Symbiose mit expressiven, peppigen, jazzigen harmonischen Wendungen ein.

Die ausgelassene Stimmung des Trios übertrug sich voll auf das Publikum. Die Begeisterung war riesig. Trotz des gegen Ende ein-setzenden Regens verharrten alle vor der Open-Air-Bühne. Für die stehenden Ovationen, gespickt mit etlichen Jubel- und Bravorufen bedankte sich das Spitzentrio mit einer Zugabe.