Klänge aus dem Orient und dem europäischen Norden
Sinfoniker in der Stadthalle: Benefizkonzert mit Musik von Sibelius und Rimski-Korsakow.
Wuppertal. Ein Ausflug in skandinavische Klangwelten und akustische Impressionen aus Tausendundeiner Nacht - das Programm des Benefizkonzerts zum Tag der Deutschen Einheit präsentierte sich am Samstag international. Das Sinfonieorchester Wuppertal unter Leitung von Toshiyuki Kamioka stimmte mit Jean Sibelius’ Sinfonie Nr. 5 Es-Dur op. 82 und der Scheherazade op. 35 von Nikolai Rimski-Korsakow eine für den Tag eher ungewöhnliche Klangkost an. Das Publikum im ausverkauften großen Saal der Stadthalle lauschte der Musik gespannt und dankte mit viel Applaus.
Dabei ist vor allem die Sibelius-Sinfonie durchaus etwas für Klassikfans mit einer Vorliebe für kompliziertere Satzstrukturen. Die Ende 1915 erstmals in Helsinki aufgeführte Komposition des Finnen lebt aus der Spannung einer Zeit, als Schönberg und Strawinsky mit ihren Arbeiten die klassische Musik revolutionierten. Die Sinfonie Nr. 5 steht mit einem Fuß noch in der klassischen spätromantischen Kompositionsschule und mit dem anderen in der Moderne. So arbeitete Sibelius mit abrupten Übergängen und Dissonanzen. Ungewöhnlich ist auch das Ende der Sinfonie: Die sechs Akkorde zum Schluss werden von Pausen unterbrochen.
Deutlich traditioneller war Rimski-Korsakows „Scheherazade“, das Orchesterwerk von 1888, das nach der Erzählerin aus Tausendundeiner Nacht benannt ist. Die sinfonische Suite entführte die Zuhörer in den Orient, intonierte den Auftritt eines Sultans, eine Feier in Bagdad oder einen Schiffbruch. Die Rolle der Scheherazade wurde durch den Ersten Geiger und seine Solo-Partien dargestellt. Die Melodien sind dabei - in klarer Abgrenzung zu Sibelius - deutlich ausgeprägter.
Bei alldem zeigte sich Kamioka am Dirigentenpodest gewohnt souverän: Bisweilen legte er die Linke auf dem Handlauf ab, reduzierte die Bewegungen und ließ den Klangkörper ansonsten eher an der langen Leine. Aber auch in diesen Momenten war die Körperspannung des Dirigenten zu greifen. In den dramatischeren Passagen wiederum schien die Musik den ganzen Körper des Japaners zu erfassen und zu durchströmen.
Dass ein Konzert aber von allen Musikern des Orchesters lebt, weiß Kamioka nur zu genau: Auch deshalb ließ er einzelne Musiker oder Instrumentengruppen aufstehen und den verdienten Applaus in Empfang nehmen.
Der Erlös des Benefizkonzerts geht in diesem Jahr an die Lebenshilfe Wuppertal. Peter Plenker, der Vorsitzende der Lebenshilfe, erhielt einen Scheck in Höhe von 14.100 Euro.