Kultur Kunst der Generationen
Regina Friedrich-Körner und Magdalena von Rudy eröffnen die Reihe „Clash“ im Kunstkomplex.
Jede Woche eine neue Ausstellung, bei denen zwei Künstler aus verschiedenen Generationen gemeinsame Sache machen — dieses Experiment hat sich Nicole Bardohl für die diesjährige Sommerausstellungs-Reihe der Galerie Kunstkomplex einfallen lassen. „Wir kleben auch keine Namensschilder neben die Werke, das sorgt für Diskussionspotenzial bei den Besuchern. Welches Werk ist von welchem Künstler? Ist der ältere Künstler sogar innovativer als der jüngere? Es wird Gemeinsamkeiten und Kontraste geben“, sagt sie.
Regina Friedrich-Körner und Magdalena von Rudy machen den Anfang. „Wir haben inhaltlich die gleichen Bezüge, wir haben sie nur auf andere Weise artikuliert“, sagt Friedrich-Körner, die ältere der beiden. Das Thema der Ausstellung: „Die Frage nach Macht, Gewalt, Kraft, aber auch Legitimation und Widerstand.“
Friedrich-Körners Arbeiten sind nicht perfektionistisch. Bei Kartonschnitten sind noch die Vorzeichnungen mit Bleistift zu sehen. Und bei der schwarzen Silhouette eines Seiltänzers ist die Farbe nicht ganz deckend, Klebeband und Tackernadeln fallen auf. „Er ist frei und autonom, aber es ist ein Balanceakt. Er hält zusammen, ist aber fragil. Ich habe mir bei der Arbeit gedacht, das stimmt so, ich lasse ihn so, wie er ist“, sagt Friedrich-Körner. Und eine ihrer alten Arbeiten aus dem Jahr 1996 wird erneut ausgestellt, sie ist wieder aktuell geworden. „Das sind Aufnahmen aus Syrien von einer Ausgrabungsstätte. Jetzt wurde alles von dem IS zerstört. Die Arbeit erschien mir jetzt plötzlich sehr wichtig und berührend“, sagt sie.
Magdalena von Rudy hat zahlreiche Collagen erstellt. Dabei hat sie verschiedenes Papier benutzt: mit Struktur, selbst bemalt, aus Zeitungen und Magazinen ausgeschnitten, hin und wieder auch Reste von anderen Arbeiten. Die Collagen sind bunt und mehr oder weniger abstrakt. Außerdem hat sie einen Film produziert. „Der ist ähnlich aufgebaut wie meine Collagen, nur eben mit filmischen Material“, sagt sie. Auch dort hat sie vorhandenes Material genutzt, beispielsweise die leicht veränderte Stimme von Jack Nicholson aus dem Film „Die Frage der Ehre“, mit der nun eine Frau den Zuschauer direkt anspricht und durch starke Emotionen zum Nachdenken anregt.
Die inhaltlich gleichen Bezüge der Künstlerinnen werden durch die gemischte Hängung der Werke betont. Dadurch werden die Besucher der Ausstellung aufgefordert, durch den Raum zu laufen und sie mehrfach zu betrachten. Sie können zwar auch für sich selbst stehen, doch das Zusammenspiel wird erst mit der Zeit deutlich. Friedrich-Körner: „Auch wir entdecken laufend neue Parallelen.“ So wird aus dem Kontrast der bunten Collagen von Magdalena von Rudy und den grau-braunen Pappkartons von Renate Friedrich-Körner ein großes Ganzes mit vielen Ebenen, die entdeckt werden können.