Kunst in Wuppertal: „Die Stadt ist dabei, ihre exzellente Position zu verlieren“

Eberhard Robke, Sprecher des Kunst- und Museumsvereins, kritisiert, dass Pläne, eine Kunsthalle im Sinn-Leffers-Gebäude zu errichten, nicht vorankommen. Es fehlt öffentliches Geld.

Herr Robke, Sie haben 20 Jahre lang den Kunst- und Museumsvereins angeführt. Ende April geben Sie Ihr Amt ab. Wie steht es um die Zukunft des Vereins?

Eberhard Robke: Wir sind seit einiger Zeit dabei, einen Generationenwechsel zu vollziehen. Ich habe vor drei Jahren angekündigt, dass ich mein Amt 2009 abgebe, und bin sehr zuversichtlich. Der Verein ist gut aufgestellt - genauso wie das Von der Heydt-Museum.

Das Museum steht da, wo es schon seit Jahrzehnten steht: Durch die exquisite Sammlung gehört es zu den Spitzen-Museen in Deutschland. Wir können nur leider viel zu wenig davon zeigen, weil unser Platz nicht ausreicht.

Die oberen Etagen im Sinn-Leffers-Gebäude wären eine wunderbare Möglichkeit für das Museum, direkt neben dem Stammhaus am Turmhof eine Kunsthalle zu errichten. Aber die Situation ist fatal. Die Gespräche mit der Stadtspitze sind deprimierend. Dabei kann ich das demKämmerer und dem Oberbürgermeister nicht einmal übel nehmen. Weil kein öffentliches Geld da ist, ist das Projekt im Grunde tot.

Ich bin mir sicher, dass wir die dreieinhalb Millionen, die die Kunsthalle kosten würde, durch Spenden und Sponsoren zusammenbekämen. Das Problem sind die Folgekosten. Deshalb wird aus den Plänen vermutlich nichts werden. Die Stadt hat klar signalisiert, dass sie keinen Euro für die Folgekosten beisteuern kann. Wir können sie als Verein aber auch nicht übernehmen. Das ist ein Jammer. Und man muss nur in andere Städte, beispielsweise nach Düsseldorf blicken, um zu wissen: Wuppertal ist dabei, seine exzellente Position zu verlieren. Die Wirtschaftskraft wird schwächer, wir fallen zurück.

Auch in anderen Städten muss eisern gespart werden. Was bedeutet es insbesondere für Wuppertal, wenn es im Kulturbereich immer weniger Geld für Visionen gibt?

Wenn sich die Stadt so etwas nicht mehr leisten kann, ist das ein unwiederbringlicher Verlust. Dann geht wesentliche Lebensqualität verloren. Da, wo Kultur erst einmal abgeschafft ist, wächst nichts Neues mehr. Wuppertal muss sich auf seine Schätze besinnen. Das Von der Heydt-Museum gehört zu den Leuchttürmen der Stadt. Und was Tony Cragg gerade erst mit seinem Skulpturenpark geleistet hat, ist unglaublich.

Was wäre das Von der Heydt-Museum ohne seinen Förderverein?

Zum einen hätte das Museum eine große Zahl von Bürgern nicht, die das Museum durch ihre Treue und regelmäßige Besuche ideell tragen. Zum anderen muss man das auch materiell sehen. Dem Museum würde eine ganze Menge Geld fehlen.

Konkret gefragt: Wie groß ist die finanzielle Unterstützung?

Wir steuern pro Jahr 50.000 bis 70.000 Euro bei, kaufen Kunstwerke und unterstützen Ausstellungen. Bis vor einigen Jahren haben wir auch eigene Ausstellungen gemacht. Die wurde aber in der Öffentlichkeit als Ausstellungen des Kunst- und Museumsvereins so gut wie nicht wahrgenommen. Für die Besucher waren es Ausstellungen des Museums und nicht des Vereins. Deshalb steuern wir heute lieber unser Geld zur Finanzierung der Museums-Ausstellungen bei. Wir sind streng genommen kein Kunstverein mehr, sondern der Förderverein des Von der Heydt-Museums. Ohne die Brennscheidt-Stiftung und unseren Verein wäre das Museum nicht in der Lage, das Programm zu präsentieren, das aktuell zu sehen ist.

Dabei haben sich die Akzente verändert...

Ja, Gerhard Finckh, der neue Direktor, betreibt eine ganz andere Ausstellungspolitik als seine Vorgängerin. Es gibt weniger Präsentationen als bei Sabine Fehlemann, aber sie sind länger zu sehen und werden stärker wahrgenommen. Und Herr Finckh hat es durch seine offene Art geschafft, eine ganze Reihe von Förderern und Sponsoren für das Museum zu gewinnen.

Dann sterben die Mäzene in Wuppertal - trotz der Wirtschaftskrise - nicht aus?

Es sieht zum Glück nicht so aus. Es freut mich auch, dass wir unsere Größe halten. Wir haben 1250 Mitglieder und sind ein starker Verein - im wahrsten Sinne des Wortes.