WZ TV: Die Monet-Ausstellung ist eine Sensation für Wuppertal
Gerhard Finckh plant eine Schau der Superlative. 100 impressionistische Meisterwerke sollen ab Oktober 2009 rund 100.000 Gäste ins Elberfelder Von der Heydt-Museum locken.
Wuppertal. Ob die Großcousine geahnt hat, was sie ins Rollen brachte? Vermutlich nicht. Gerhard Finckh hingegen weiß, welche Spuren die gemeinsame Busfahrt nach Frankreich hinterlassen hat. Bleibende, versteht sich. "Mit 17 habe ich Paris entdeckt - an der Hand meiner Großcousine", erzählt der Leiter des Von der Heydt-Museums mit leichter Nostalgie in der Stimme.
Die Kunst-Metropole war eine Reise wert, denn Finckh bekam eine ganz neue Vorstellung von der blühenden Phantasie, mit der Maler ganze (Bild-)Welten erschaffen: "In der Orangerie habe ich zum ersten Mal Monets große Seerosenbilder gesehen." Alles andere als klein war seine Begeisterung, als er die bis zu fünf Meter langen Meisterwerke erblickte: "Sie haben mich fasziniert!" Und nicht mehr losgelassen.
Finckhs Frankreich-Fahrt hat Folgen: Wenn am 11.Oktober die große Monet-Schau im Von der Heydt-Museum eröffnet wird, soll nicht nur für den Hausherrn ein Traum in Erfüllung gehen. Finckh erwartet rund 100.000 Gäste - staunen dürfen sie bis zum 28.Februar 2010. Es soll die besucherstärkste Ausstellung werden, die Wuppertal je gesehen hat.
Seit zwei Jahren plant, feilscht und feilt der Kurator, damit seine Schau tatsächlich das wird, was sie werden soll: "eine Sensation". Dass Finckh unbescheiden ist, hat seinen Grund: "Es gab in Deutschland zwar schon viele Monet-Ausstellungen, aber immer wurden nur Teilaspekte seines Werks vorgestellt."
In Wuppertal hingegen plant man das große Ganze: Mit 80 bis 100 Gemälden möchte Finckh die einzelnen Stationen eines bewegten Malerlebens nachzeichnen - von den Anfängen in der Schule von Barbizon über die impressionistische Phase bis hin zu den berühmten Seerosen-Bildern.
"60 Zusagen haben wir schon", freut sich Finckh. Rund 200 Anfragen hat er bislang gestellt - und dabei die eine oder andere Überraschung erlebt. In einem der angeschriebenen Museen wusste man von dem Monet-Gemälde, das dort laut Werksverzeichnis vorhanden sein soll, überhaupt nichts, in einem anderen bekannte die Direktorin peinlich berührt, dass das Original, das man laut Liste besitze, vermutlich eine Fälschung ist.
Die Antworten ("Zusage", "Absage", "ungeklärt") heften - fein säuberlich sortiert - an der Wand hinter dem Schreibtisch des Kurators. Wie ein Puzzle sieht das Flickwerk aus den vielen kleinen weißen Papierstücken aus. Auf fast jedem ist ein Monet-Bild in Miniatur abgebildet. Für Finckh gehört die "Zettelwirtschaft" zum operativen Tagesgeschäft: "So baut man langsam, aber sicher eine Ausstellung zusammen."
Ganz so leicht, wie es klingt, ist es aber nicht. "Es gibt natürlich auch viele Absagen", bekennt Finckh mit kollegialem Verständnis. Kein Wunder: Monets Meisterwerke gehören zu den berühmtesten Bildern des Impressionismus und zu den begehrtesten Gemälden der Welt.
Über den (Versicherungs-)Wert möchte er deshalb lieber nicht sprechen. Klar ist jedenfalls eines: Für einen Museums-Chef ist das eigene Verhandlungsgeschick unbezahlbar. Denn "jedes Bild muss man erstmal erbitten", wie der Direktor aus Erfahrung weiß. "Von solchen Kostbarkeiten trennt man sich als Museumsleiter natürlich nicht leicht." Höchstens aus alter Verbundenheit oder mit der Aussicht auf ein neues Tauschgeschäft: Leiht ein Museum einen Monet, gibt’s im Gegenzug einen Schatz aus der Wuppertaler Sammlung.
Paris ist deshalb eine Reise wert - heute erst recht. Finckh fährt regelmäßig nach Frankreich, um für die Schau der Superlative zu werben. "Viele Museumsleiter kann man nur im persönlichen Gespräch überzeugen. Dann springt der Funke über." Denn jeder Monet zählt, ab Oktober ganz besonders. Dann sollen die Gäste nahe der Wupper staunen wie der einst 17-Jährige damals an der Seine.