Lieblingsbilder (2): Udo Dziersk ist ein Cranach-Verehrer

Wie wirken die Bilder der Sammlung Gigoux auf zeitgenössische Maler? Die WZ hat Künstler nach ihrem Lieblingsbild gefragt.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Udo Dziersk blickt Eva tief in die Augen. „Ich bin ein Cranach-Verehrer“, verrät der Wuppertaler Künstler, der seit 2002 als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf lehrt. Die Auseinandersetzung mit dem Maler mündete bei ihm in den 90er Jahren in einen Zyklus von Bildern und Zeichnungen, in denen er Motive aus dem Werk des deutschen Meisters (1472-1553) aufgriff. „Cranach hat mich schon immer beschäftigt“, sagt der 52-Jährige.

Die Arbeiten Cranachs, wie auch sein zweigeteiltes Bild „Adam und Eva“ (1508-1510), seien expressiv und emotional, gleichzeitig faszinieren ihn Technik, Komposition und Linien, die Cranach häufig scheinbar bewusst flächig aufsetzte und die Kontur damit stark betonte. Auch Dziersk verwendet Linien ähnlich. Gerade das Bildnis von Eva bewundert er: „Den Baum der Erkenntnis hinauf, über den Apfel in der Hand und die etwas abstehenden Haare wieder hinab, so ergibt sich eine ovale Bewegung, die dem Bild Dynamik verleiht.“

Auch wenn Dziersk sich mehr für Cranachs handwerkliche Technik begeistern kann, schätzt er den Mut des Malers, im 16. Jahrhundert nackte Menschen „wie für uns heute Pin-ups“ gemalt zu haben. „Gesellschaftlich waren solche Motive nur möglich durch die Darstellung biblischer und mythologischer Themen“, erklärt der ehemalige Meisterschüler von Markus Lüpertz an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Das Aktmodell gab es damals noch nicht, das heißt, der Renaissance-Künstler malte den entblößten Körper nach Vorgaben aus der Antike, was erklärt, dass die Proportionen manchmal nicht genau stimmen: Evas Kopf ist etwas klein geraten.

Dziersk selbst arbeitet in seinem Barmer Atelier unter anderem gerade an einer Reihe Landschaftsbildern, die er in der Natur Italiens gemalt hat und nun in ein größeres Format und eine neue Formsprache übersetzt. Eigentlich ist er wieder auf dem Sprung in fremde Länder: Nach Arbeitsseminaren an Akademien in Russland und Albanien geht er im Frühjahr für zwei Monate nach China.