Opern-Team macht in Firmen Theater

Eine ungewöhnliche Kooperation: Die städtischen Bühnen gastieren in Betrieben.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Es macht großen Spaß! Dass wir eine französische Oper in Wuppertaler Werkhallen aufführen, ist großartig.“ Wenn ein Regisseur betont, wie interessant sein aktuelles Projekt sei, sollte man sich nicht wundern. In diesem Fall kann man es aber getrost glauben, denn das Projekt von Björn Reinke ist nicht etwa „einmalig“, sondern geht an sieben verschiedenen Orten über die Bühne. „Der Torero oder Liebe im Akkord“ feiert am Sonntag, 19. Januar, Premiere bei Knipex, danach tourt die 70-minütige Inszenierung durchs Tal. Basis des Ganzen ist eine heitere Dreiecksbeziehung: Elena Fink spielt eine Frau zwischen zwei Männern.

„Die Idee, die Oper in die Stadt zu tragen, ist genial“, sagt Reinke und spielt damit auf Opern-Chef Johannes Weigand an, dessen Konzept aus der Not eine Tugend macht. Da das Elberfelder Schauspielhaus seit sechs Monaten geschlossen ist und die neue Spielstätte in Barmen erst im September eröffnet wird, fehlt dem städtischen Ensemble derzeit ein festes Zuhause für kleinere Produktionen. Die Lücke wird mit Experimenten gefüllt: „Die Irrfahrten des Odysseus“ sind in Schulen zu erleben. Auch „Die ägyptische Maria (Maria Egiziaca)“ reist bereits durch Wuppertal — das Stück wird in Kirchen präsentiert.

Nach Lehranstalten und Gotteshäusern nutzen die Wuppertaler Bühnen nun auch Firmenräume: „Jeder Ort hat seinen ganz eigenen Reiz“, betont Dramaturgin Ulrike Olbrich mit dem passenden Augenzwinkern. „Ich würde empfehlen, sich alle sieben Vorstellungen anzusehen.“

Auch Regisseur Björn Reinke ist fasziniert von den neugewonnenen Theaterräumen: „Da begegnen sich Welten, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.“ Was dazu führt, dass der Spagat immer wieder neu gelingen muss: „Wir werden an jedem Ort ein kleines Schmankerl einbauen“, verspricht Reinke. So will er beim Gastspiel auf dem Betriebshof der WSW einen Oldtimer-Bus ins Spiel einbeziehen. An anderer Stelle soll ein Lastenzug eine tragende Rolle übernehmen. „Und bei Riedel werden wir zwischen verschiedenen Arbeits- und Werkbänken spielen“, weiß Olbrich, für die das Experiment jetzt schon gelungen ist. „Es ist unglaublich, wie viel Hilfe wir von den Firmen bekommen. Außerdem stellen sie uns ihre Räume kostenlos zur Verfügung.“ Einige Orte musste das Opern-Team sogar ablehnen, denn die Bühne muss groß genug sein für das Orchester: 40 Sinfoniker sind mit auf Tour.

Wenn sie zusammen mit drei Sängern (Elena Fink, Nathan Northrup und Dariusz Machej) die „Opéra comique“ von Adolphe Adam präsentieren, können 120 bis 150 Gäste Zeugen einer Ménage-à-trois werden. Olbrich reibt sich schon jetzt die Hände: „Es ist ein tolles, witziges Stück.“