Eine Münchenerin bekennt sich in Wuppertal zum Orient
Die neue Dramaturgin Ulrike Olbrich möchte dem bergischen Publikum die Türkei näherbringen.
Wuppertal. Es gibt Fächerkombinationen, die so exotisch sind, dass Pessimisten nur den Kopf schütteln und skeptisch prophezeien, dass sie eigentlich - rein theoretisch - in kein festes Arbeitsverhältnis führen können. Und es gibt Bauchmenschen wie Ulrike Olbrich, die ihrem Herzen folgen und auf keine Unkenrufe hören, sondern praktischerweise lieber der eigenen inneren Stimme glauben.
So gesehen darf sich die 29-Jährige bestätigt fühlen: Die Dramaturgenstelle in der Oper hat sie vor allem deshalb bekommen, weil sie Türkisch spricht. Aus gutem Grund: Die Wuppertaler Bühnen setzen in dieser Spielzeit auf einen Türkei-Schwerpunkt. "Als ich die Ausschreibung gelesen habe, konnte ich es kaum glauben", sagt Olbrich immer noch sichtlich begeistert. "Das ist wie ein Sechser im Lotto - ein absoluter Glückstreffer."
Dass ihre ungewöhnliche Studienkombination (Musikwissenschaft und Orientalistik) einmal explizit gefragt sein könnte, hätte sie in dieser Form wohl selbst nicht erwartet - auch wenn Olbrich Optimistin ist. Die Bayerin ist keine, die den Kopf hängen lässt, sondern eine, die mit wachen Augen nach vorne schaut.
Das bedeutet jedoch auch, dass sie im Zuge der Begeisterung nicht alles nüchtern durchdenkt: "An das Studium bin ich naiv herangegangen", gibt sie rückblickend zu. "Ich war damals mit einem Türken zusammen und wollte meine Türkisch-Kenntnisse vertiefen." Es war aber nicht nur die Liebe, die sie die Orientalistik wählen ließ: "Ich fand es auch aus kunstgeschichtlicher Sicht spannend. Ich wollte wissen, was es mit den Haremsdarstellungen auf sich hatte."
Olbrich lacht, denn (natürlich) kam es anders als gedacht. Am Ende wusste sie - zumindest theoretisch - mehr von der Kunst des Orients als ihr Freund. "Ich dachte, er könnte mir helfen, habe aber gemerkt, dass man sich als Muttersprachler häufig weniger mit der eigenen Sprache auseinandersetzt als jemand, der sie lernt und sich fragt, weshalb man dies oder jenes so oder so sagt. Als Muttersprachler sagt man oft einfach nur: Das ist eben so."
Auf gut Deutsch gesagt: Der türkische Freund ist nicht mehr aktuell, aber die Faszination für den Orient ist geblieben. Sie ist sogar gewachsen. "Dass ich jetzt ein Türkei-Festival betreuen kann, freut mich wahnsinnig", betont Olbrich mit Blick auf den Brückenschlag, der im Mai 2011 das Bergische Land und die Türkei einander näherbringen soll.
Auch wenn sich damit ein Kreis schließt und sich die Musikdramaturgin über den Wink des Schicksals freut, hat sie nicht allein naiv der Vorsehung vertraut, sondern einen wesentlichen Teil zum Happy End selbst beigetragen. Denn neben ihren exotisch kombinierten Nebenfächern gab es ja noch das Hauptfach: Dass die Münchenerin in ihrer Heimatstadt Dramaturgie studierte, war alles andere als ein Zufall.
"Ich wollte schon als Schülerin Dramaturgin werden und habe mich vorher genau informiert, was ich dafür am besten mache", erklärt die 29-Jährige, die an der Bayerischen Theaterakademie August Everding ausgebildet wurde. Dass sie nun mit viel Herzblut nach Wuppertal gezogen ist, steht außer Frage. So hat sie neben dem Orient längst eine neue Leidenschaft entdeckt: "Ich habe mich als erstes in die Schwebebahn verliebt und würde am liebsten jeden Tag von Oberbarmen nach Vohwinkel fahren."