Theaterperformance Literarische Frauenstimmen über das Lebenswerte und Schöne in der Krise

Wuppertal · Camilla Jacobs Theaterperformance feiert am Sonntag Premiere im Bürgerbahnhof Vohwinkel.

Camilla Jakob (links) probt mit ihrem Team im Bürgerbahnhof.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„All das Schöne“ ist der Titel eines Theaterstücks von Duncan Macmillan über die Depression einer Mutter, das 2013 uraufgeführt wurde. Es sei ein lebensbejahender Monolog über ein todernstes Thema, beschreibt es der Verlag, als er es in Deutschland herausgebracht hat. „All das Schöne“ ist nun der Titel einer Theaterperformance, die Camilla Jacob verantwortet. Die Schauspielerin und Wahl-Wuppertalerin will, ausgehend von dem Stück, zeigen, was während der Coronakrise lebenswert und schön ist. Nun, da diese ein normales Arbeiten wieder erlaubt. Anhand von Texten, die Frauen geschrieben haben. Am Sonntag feiert die fast ausschließlich von Frauen bewerkstelligte Produktion Premiere im Bürgerbahnhof Vohwinkel.

Camilla Jacob wurde 1989 in Hannover geboren und wuchs im Riesengebirge und Berlin auf. Von 2011 bis 2015 studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock, sammelte während und nach dem Studium wichtige Erfahrungen mit eigenen Inszenierungen und Produktionen fürs Theater, die mit Preisen ausgezeichnet wurden. Sie kennt so die Arbeit auf und hinter der Bühne. Dem Fernsehpublikum wurde sie 2020 bekannt, als sie an der Seite Ulrike Folkerts in der Tatort-Folge „Leonessa“ mitwirkte.

Vier Frauenfiguren aus dem Wuppertaler Stadtleben

In ihrem Leben sei sie um die 20 Mal umgezogen, sie habe in Deutschland, Polen, Österreich und Israel gelebt. Sagt Jacob und dass sie sich weniger für die Kontraste als die Gemeinsamkeiten interessiere. 2019 „landete“ sie in Wuppertal, wo sie zurzeit lebe. Ihr Interesse an gesellschaftspolitischen und sozialen Themen, am Einsatz für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung drückt sich aktuell auch in der Beschäftigung mit der Literatur von Frauen aus. Als mögliche Vorbilder nennt die Schauspielerin Olga Tokarczuk, Mascha Kaléko oder Margarete Mitscherlich.

In ihrer Theaterperformance lässt sie „literarische Frauenstimmen zwischen Krise und Befreiung“ zu Wort kommen. Mitten im Alltag auf der Suche nach dem Schönen im schlechten Leben. „Wo begegnet es uns im Alltag? Wie lässt sich Kraft daraus schöpfen angesichts der Herausforderungen unserer Zeit?“, sind einige Fragen, die sie stellen. Die Schauspielerin schlüpft dafür in vier unterschiedliche Frauenrollen, vier Frauenfiguren aus dem Wuppertaler Stadtleben, die Identifikationsmöglichkeiten bieten und Projektionsfläche für den positiven Umgang mit Problemen und Herausforderungen: eine Jugendliche („Akzeptanz und Optimismus“), eine Alleinerziehende („Lösungsorientierung und Opferrolle verlasen“), eine Soziale („Verantwortung übernehmen und Netzwerke aufbauen“) und eine Politikerin („Zukunft planen“).

Jacob lässt diese lyrische und Prosa-Texte sprechen, die sie entweder selbst verfasst oder ausgewählt hat – von Elisabeth zu Wied (1843 bis 1916), die unter dem Pseudonym Carmen Sylva schrieb, über Virginia Woolf bis zu Sibylle Berg. Die vielschichtige Text-Collage, „die dazu anregt, die eigene Perspektive zu erweitern“, wird durch Live-Musik ergänzt, die Magdalena Wolf (Violoncello) und Jonas Jacob (Trompete) beisteuern.

Möglich wurde das Projekt durch eine Förderung, die Jacob 2020 während der Corona-Pandemie erhielt, um das Konzept zu erarbeiten. Im Juli 2022 kam eine weitere hinzu, die nun auch die Ausführung erlaubt. Seit kurzem wird die etwa 70 Minuten dauernde Performance im Bürgerbahnhof intensiv geprobt. Zu ihr gehört auch ein Gespräch mit dem Publikum, das im Anschluss im Café des Bürgerbahnhofs geplant ist. Nach der Premiere am 16. Oktober, 19 Uhr, ist eine weitere Vorstellung für den 13. November ebendort vorgesehen. Weitere Aufführungen, auch anderorts, sind möglich, aber noch nicht geplant.