Wuppertal Mit Strapsen in die Oper

Wuppertals neuer Opernintendant, Berthold Schneider, nimmt die "Rocky Horror Picture-Show" in sein Programm auf, um mehr junges Publikum für die Oper zu begeistern. Es darf auch getanzt werden.

Berthold Schneider will das Opernhaus für junges Publikum attraktiver machen.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Die Signale stehen auf Aufbrauch. Das zeigte sich am Freitag im Opernhaus schon daran, dass von drei Verantwortlichen für das Programm zwei zum ersten Mal in dieser Funktion vor Journalisten und Partnern der Wuppertaler Bühnen saßen. Klemens Schmitzer, der Manager des Sinfonieorchesters, Berthold Schneider, der neue Intendant für das ebenso neue Opernensemble, und Schauspielchefin Susanne Abbrederis informierten darüber, wie sie in der Spielzeit 2016/17 möglichst viel Publikum erreichen wollen. Denn daran krankt die mit Steuergeld subventionierte Kultur auch in Wuppertal.

Die städtischen Ausgaben dafür machen zwar kaum mehr als drei Prozent des Gesamtetats aus. Absolut betrachtet sind die insgesamt gut 19 Millionen Euro aber sehr viel Geld und wollen mit möglichst großer Resonanz gerechtfertigt werden. Deshalb funken die Wuppertaler Bühnen im kommenden Jahr mehr denn je auf allen Kanälen.

„Wir wollen auch Menschen erreichen, die bisher noch nicht in die Oper gegangen sind“, sagte beispielsweise Berthold Schneider. Er hat aus diesem Grund das neue Angebot „Giovanni plus“ erfunden. Es richtet sich an ein Publikum, das langsam an das Singspiel herangeführt werden will. Statt dreieinhalb Stunden gibt es dabei nur 45 Minuten Don Giovanni und darüber hinaus viel Erklärung über Inhalt und Zusammenhänge der Mozart-Oper.

Außerdem darf im Saal ab sofort und während einzelner Aufführung und auf bestimmten Plätzen mit dem Handy fotografiert werden. Nicht von jedem, aber von vorher ausgewählten Gästen, die ihre Fotos dann auf ins „soziale Netzwerk“ Facebook. „Wer sein Handyfoto in der Pause am Tresen zeigt, bekommt ein Freigetränk“, ergänzte die neue Dramaturgin Jana Beckmann. Und dann gibt es da auch noch die "Rocky Horror Picture-Show". „Da können die Zuschauer mal in Strapsen in die Oper gehen“, witzelte Schneider.

Den Weg nach Außen geht auch das Schauspielensemble unter Susanne Abbrederis weiter. Das von ihr so bezeichnete „Lilliput-Theater“ habe in den anderthalb Jahren seines Bestehens Einiges erreicht. Allein in der vergangenen Spielzeiten habe das nur neun Köpfe zählende Ensemble 179 Auftritte gehabt.

Popularität und Zuspruch verspricht die Intendantin sich vom einen weiteren Ausflug in die Stadt. Nach Else Lasker-Schülers „Die Wupper“ wird nun Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ außerhalb des Theaters inszeniert. Wie beichtet zieht es das Ensemble in die Gesellschaft Concordia am Werth.

Wie ernst das Orchester sein Werben um Zuhörer-Nachwuchs auch in der Zeit nach Toshiyuki Kamioka nimmt, zeigt, dass die neue Generalmusikdirektorin Julia Jones ihren ersten offiziellen Auftritt in Wuppertal im 2. Familienkonzert in der Stadthalle haben wird. Darüber hinaus richten sich die Musiker laut ihrem Manager Klemens Schmitzer wieder in Schul- und Kindergartenkonzerten an ein junges Publikum. Auch „Rock meets Classics“ in Kooperation mit dem Live-Club-Barmen soll es wie bisher geben. Einer der Höhepunkte wird im Sommer 2017 das Open-Air-Konzert auf dem Laurentiusplatz.

Sehr zufrieden mit den Programmen der drei Sparten zeigte sich Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU). Er sprach von großartiger Vielfalt. „Besonders Berthold Schneider hat ein niederschwelliges Angebot für ein breites Publikum zusammengestellt, ohne das große Opernrepertoire zu vernachlässigen“, sagte Nocke. „Das ist es, was Wuppertal braucht.“