Der Chorklang entfaltet sich homogen — geringe Intonationsschwankungen fallen da kaum ins Gewicht. Agnus-Dei-Kompositionen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart hat Modersohn aufs Programm gesetzt.

Das frühe „Popule meus“ von Tomás Luis de Victoria singen die Männerstimmen in drei Gruppen von den Emporen, während die Knaben — mit deutschen Zeilen antwortend — in die Kirche ziehen. Monteverdis „Agnus Dei“ mit der dreifachen Wiederholung des „Miserere nobis“ aus der Messe für vier Stimmen lässt Modersohn in Solostimmen, mit kleinem Chor und mit dem Gesamtchor mit aufbauendem Volumen singen.

Das schwierige „Jesus und die Krämer“ von Zoltán Kodály von 1934 überzeugt in hohem Maße: Komplexe Harmonik, extrem hohe Sopranlage, viele Taktwechsel und Deklamationen in raschem Tempo fordern große Präzision. Das häufig wiederholte Wort „gottlos“ zeigt, welche Bedeutung der Komponist dem unwürdigen Treiben der Wucherer im Tempel zumisst. Frank Martins „Agnus Dei“ aus seiner A-cappella-Messe (1926) entfaltet schwebende und reizvolle harmonische Reibungen über dem stabilen Grundgerüst der Bässe.

Samuel Barbers Komposition nach seinem berühmten „Adagio“ für Streicher gelingt in den neun Stimmen schön schwebend, obgleich die hohen Soprane fast an ihre Grenzen stoßen. Markus Fritz liefert an großer und kleiner Orgel instrumentale Begleitung und trägt auch zwei Solo-Werke für Orgel bei. Felix Mendelssohn-Bartholdys „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ von 1844 mit Vorsänger und eingewobenen Solopassagen beschließt in romantisch gesteigerter Dynamik ein nachhaltig wirkendes Passionskonzert.