Orchesterakademie Wie der Weg ins Orchester erfolgreich verlaufen kann

Orchesterakademie des Sinfonieorchesters Wuppertal bildet den zweiten Jahrgang aus.

Violoncellist Arnau Rovira I Bascompte ist neues Mitglied im Sinfonieorchester.

Foto: Uwe Schinkel für Sinfonieorchester Wuppertal/Uwe Schinkel

Der eine hat gerade angefangen, der andere hört erfolgreich auf. Arnau Rovira I Bascompte spielt Violoncello, kam vor einem Jahr in die Orchesterakademie des Sinfonieorchesters (SOW), wird nun in der aktuellen Spielzeit Mitglied des Klangkörpers. Simon Kränkl spielt Trompete und ist einer von vier neuen Akademisten. Im letzten Jahr gestartet entwickelt sich die von Konzertgesellschaft, Knipex sowie der Schuler-Stiftung geförderte Einrichtung zum Erfolgsmodell: Sie hilft dem Musiker-Nachwuchs beim Berufsstart und dem Orchester zu neuen Kollegen.

Nein, nach Wuppertal ist er bislang nicht gezogen. Er wohnt in Köln, wo er auch im Oreneta Quartett und im Trio Orelon musiziert. Nach dem Lockdown im März freilich hier wie dort mit deutlich reduzierter Schlagzahl, der gecancelten Auftritte wegen. Über den musikbegeisterten Vater kam der 1993 im katalanischen Berga geborene Arnau Rovira I Bascompte zum Instrument, das eigentlich eine Flöte sein sollte. Aber ein Violoncello wurde, zu dem er mit der Zeit „eine Liebe entwickelte“, „weil es schön aussieht, sein Klang Ähnlichkeit mit der menschlichen Stimme hat“, erklärt der 26-Jährige. Der Gedanke an den Musikerberuf nahm im Alter von 17 Jahren  Gestalt an, erinnert er.

Dennoch studierte der Katalane sicherheitshalber erstmal zwei Jahre Umweltwissenschaften, bevor er seiner Berufung folgte und 2013 in die Niederlande ging. An der Hogeschool voor de Kunsten Utrecht studierte Violoncello. Schloss nach dem Bachelor-Abschluss den Masterstudiengang Kammermusik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln an. Er erhielt den ersten Preis beim Kammermusikwettbewerb der Hochschule und 2017 Drittplatzierter beim Steyerberger Prijs in den Niederlanden.

In Wuppertal wollte der Spanier professionelle Orchestererfahrung sammeln. Was auch in der ersten Hälfte des Akademiejahres klappte, aber durch die Coronakrise jäh und kurz vor dem 7. Sinfoniekonzert im März beendet wurde, an dem auch der 26-Jährige mitwirken sollte. Nun freut er sich, dass er bei der Saisoneröffnung mitspielen durfte, gerade beim Familienkonzert, nun beim Benefizkonzert am 3. Oktober und demnächst beim Familienstück Robin Wood, das das Schauspiel in Kooperation mit dem Orchester realisiert.

Auftritte mit dem Orchester sind fester Bestandteil

Da wirkt auch Simon Kränkl mit, der 1996 in Wörth in der Nähe von Regensburg geboren wurde und über die örtliche Blaskapelle zu seinem Instrument fand. Musik, Zusammenspiel und Geselligkeit imponierten schon dem Elfjährigen, der bis dahin Blockflöte gelernt hatte. In der 10./11. Klasse packte ihn der Ehrgeiz, „wurde aus zehn Minuten eine halbe Stunde täglichen Übens“. Damals spielte er schon in der Big Band seines Gymnasiums. Das Trompetenspiel erweiterte zwangläufig den musikalischen Horizont gen Klassik. Heute schätzt er besonders die russische Romantik, die Virtuosität und Ausdrucksweise eines Oskar Böhme oder eines Vasily Brandt. Nach dem Abitur ergatterte er einen von drei Studienplätzen an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Im dritten Jahr ging er als Erasmusstudent nach San Sebastián, besuchte Meisterkurse, half in Orchestern aus, absolvierte zuletzt ein Praktikum am Staatstheater Braunschweig, das 2019 begann und im März 2020 jäh gestoppt wurde.

Entscheidung fiel schon nach
der zweiten Vorspielrunde

Kränkl ist ein Teamplayer, strebt einen Platz im Orchester, keine Solokarriere an. Deshalb bewarb er sich auch an der Orchesterakademie, freute sich umso mehr, als er schon nach der zweiten Vorspiel-Runde und ohne erwartetes Stechen genommen wurde. Nun will er Erfahrungen sammeln, sich bewerben, freut sich über die Unterstützung seiner Trompeten-Kollegen, die bei seiner Bewerbung eine wichtige Rolle spielten (siehe Kasten). Er wohnt derzeit bei ihnen, so lange er noch keine Wohnung in Wuppertal hat. Die Stadt hat der junge Mann noch nicht wirklich kennengelernt. Wohl aber ihre prächtige Stadthalle, Wirkungsstätte des Sinfonieorchesters. Er spielte Anfang September mit, als das Orchester Chaplins Stummfilm „Modern Times“ musikalisch begleitete, und saß gerade beim Familienkonzert auf der Bühne. Und die Kollegen der Blaskapelle? Die haben keine richtige Vorstellung von dem, was er jetzt mache, sagt er, seien aber sehr stolz auf ihn. Und wenn er Zeit habe, spiele er bei ihnen auch noch mit.