Premiere: Psychoterror nach der Grönholm-Methode

In der Börse zeigt „Die Grönholm-Methode“, wie gnadenlos der Kampf um einen hochkarätigen Job sein kann.

Wuppertal. Sie hauen und stechen, sie kratzen und beißen, sie verletzen und verwunden sich - freilich nur mit Worten. Ein multinationaler Konzern hat vier Bewerber auf die Stelle des kaufmännischen Direktors eingeladen. Die Regeln dieses "Einer wird gewinnen"- Spiels sind grotesk, die Aufgaben ebenso. Gesprächsleiter oder eine Kommission gibt es nicht.

"Die Grönholm-Methode" des Katalanen Jordi Galceran, die Premiere in der Börse hatte, kitzelt mit psychologischen Tricks aus den Aspiranten für den Job in der Chefetage heraus, was sie selbst nicht preisgeben wollen. Ironisch und böse überzeichnet Galceran Methoden der Personalrekrutierung in großen Konzernen. Fachlich kompetent sind alle. Sie treten auf der runden, in Stahl und Weiß gehaltenen Bühne im Roten Saal einheitlich elegant im dunkelblauen Einreiher mit Weste auf (Ausstattung: Jeremias Vondrlik). Doch schon die erste Aufgabe sät Misstrauen: Sie sollen herausbekommen, wer der eingeschleuste Mitarbeiter aus der Personalabteilung ist. Regisseurin Eva Lange stellt die Gratwanderung zwischen scheinbarer Unwahrheit und Realität sicher heraus und charakterisiert die Figuren überzeugend.

Fernando Porta (Andreas Möckel) ist der aggressive, zynische Kotzbrocken, der mit Ellenbogen kämpft. Er will Stärke zeigen: "Entweder bringt man seine Sache oder nicht." Enrique Font (Thomas Braus), der oft nachfragt, weil er etwas nicht versteht, gibt geknickt Schwächen zu: "Eine Firma muss auch menschliche Qualitäten beachten."

Carlos Bueno (Patrick Schnicke) steht zu seinem Plan, eine Geschlechtsumwandlung durchzuführen, auch wenn ihn die Mitbewerber deswegen ausbooten: "Ich bin, der ich bin." Seine Entscheidung kann selbst seine Studienfreundin Mercedes Degas (Olga Nasfeter) nicht billigen, die sich ansonsten als diplomatische und kompromissbereite Vermittlerin gibt: "Wir sollen hier wohl die Fähigkeit zur Teamarbeit demonstrieren." Dennoch zeigt sie Härte. Selbst die Mitteilung, dass ihre Mutter gestorben sei, lässt sie nicht aufgeben.

Jedes Mal schließt mit lautem Knall eine Klappe in der Wand, in der die "Spielanweisungen" in verschlossenen Briefumschlägen liegen. Eine neue Anweisung lautet: die eigene Unentbehrlichkeit überzeugend darzulegen. Die Kandidaten machen jede Degradierung mit. Wer wirklich stark und wer tatsächlich schwach ist, stellt sich erst am Schluss heraus, der wie bei jedem guten Krimi nicht verraten werden darf. Die Schauspieler jedenfalls meistern den Psychokrimi, der im Psychoterror endet, grandios: Das ist Sprechtheater der ersten Klasse.

Regie: 5 von 5 Punkten

Ensemble: 5 von 5 Punkten

Ausstattung: 5 von 5 Punkten