Premiere: Weihnachtswunder im Familienkreis
Ralf Budde läutet die Adventszeit ein. Im Theater in Cronenberg inszeniert er die Komödie „Süßer die Glocken“.
Wuppertal. Weihnachten bei den Bachmanns - das hat mit dem Fest der Liebe erst mal wenig zu tun. Kinder, Enkel und Freunde kommen, und jeder hat so sein Päckchen zu tragen.
Auf engem Raum zusammengepresst, ist bald eine kritische Masse erreicht - es knallt. In der Inszenierung von Ralf Budde hatte im Theater in Cronenberg (TiC) Stefan Vögels Komödie "Süßer die Glocken" Premiere.
Nichts und niemand ist süß, süßlich ist nur der 20er-Jahre-Sound des Liedes aus dem Hintergrund. Das Stück kommt zunächst locker unterhaltend daher, wie man sich das so von einer Komödie erwartet: Es gibt Pointen und Gelächter.
Doch dann kommt die Überraschung. Die Komödientypen bekommen Charakterzüge. Das zielt nicht direkt auf Schrecken und Mitleid der klassischen Tragödie, aber auf Betretenheit und Mitgefühl.
Nicht das Was steht im Vordergrund (da geht es um mangelndes Vertrauen, gut Gemeintes und Missachtung), es ist das Wie. Wie gehen die Figuren damit um? Welche Verletzungen tragen sie mit sich herum, welche teilen sie aus? Den klassischen guten Komödienschluss gibt es nur beim Wetter: Entgegen aller Wahrscheinlichkeit schneit es doch noch.
Was die Handlung betrifft, kommt es zwar zur Wende. Erschrocken über sich selbst, fängt die Familie am Morgen des Ersten Feiertags vorsichtig neu an. Und ganz leise singt man "Stille Nacht".
Doch ob sie die Chance - das Weihnachtswunder - nutzen können, bleibt offen. Die Botschaft ist damit klar: So lange man auf die anderen zugeht, sie als Mitmensch akzeptiert, ist Hoffnung da.
Der Text trägt das, auch wenn Budde als Regisseur sehr weit geht, also die Komödie eigentlich verlässt. Und der Umschlag zur gar nicht heiteren Analyse, zum eher realistischen Spiel unvermutet kommt.
Am Ende ist das Weiterreichen der Lichter des Weihnachtsbaums an die Figuren stark symbolisch aufgeladen. Aber das kann man sehen, wie man will. Es wirkt jedenfalls.