Sinfoniekonzert: Schottland lässt grüßen

Bravo-Rufe gab es Sonntag für die Sinfoniker und Dirigentin Karen Kamensek.

Wuppertal. Drei Töne reichen, um die volle Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten. Die Dirigentin Karen Kamensek strahlt eine ungeheure Konzentration aus, die sich sofort überträgt. Mit den Händen und ihrem ganzen Körper malt die kleine, zierliche Dirigentin ihre präzisen musikalischen Vorstellungen in die Luft. Freudig folgen ihr die Wuppertaler Sinfoniker im 8. Sinfoniekonzert „Grüße von der Insel“.

So wird die „Oxford“-Sinfonie Nr. 92 G-Dur von Joseph Haydn ein echtes Erlebnis, das am Sonntag im verhältnismäßig dünn besetzten Saal der Stadthalle für Bravo-Rufe sorgte. Sehr genau hat die Generalmusikdirektorin der Staatsoper Hannover das Stück gearbeitet. Filigrane Details verbinden sich mit einer feinen Linienführung und ausdrucksstarker Melodik. Haydn besticht in dieser Sinfonie immer wieder mit überraschenden Einfällen und ungewöhnlichen Motiven.

Emotionale Einsprengsel weisen schon in Richtung Romantik. Schön bringen die Sinfoniker diese große musikalische Bandbreite heraus. Anschließend wird nicht nur das Pult für den Solo-Geiger, sondern auch die Harfe in den Mittelpunkt des Orchesters geschoben. Denn diese spielt in Max Bruchs „Schottischer Fantasie“ Es-Dur eine wichtige Rolle.

Bruch widmet jeden der fünf Sätze einem Volkslied aus Schottland. Sasha Rozhdestvensky spielt die technisch sehr anspruchsvollen Soli virtuos und legt mehr Wert auf intensiven, großen Ton als auf feinfühlige Interpretation. Schön gestalten sich die Wechselspiele zwischen solistischen Holzbläsern und dem Geiger.

Die selten aufgeführte Sinfonie Nr. 6 e-Moll von Ralph Vaughan Williams erklärt Kamensek kurz ihrem Publikum: „Das Stück ist vielleicht eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg — mit einem Schrei zu Beginn. Sie hören auch Einflüsse von Prokofjew, Schostakowitsch und Jazz.“ Tatsächlich bäumen sich die Streicher auf und die Pauken klingen wie Kanonenschläge. Dunkles Blech dominiert das Stück, erweitert mit tiefen Holzbläsern wie Saxofon, Bass-Klarinette und Englischhorn. Schrill und heftig fällt die Sinfonie über das Publikum her, dann wieder gibt sie sich melancholisch. Ohne Pause gehen die Sätze ineinander über, um in einem säuselnden, sehr leisen Epilog zu enden. „Eine vorzügliche Programmauswahl und eine sehr angenehme Dirigentin“, freuen sich Katharine und Ulrich Tönnies, die regelmäßig von Wattenscheid zum Sinfoniekonzert nach Wuppertal kommen.

“ Das Konzert wird am Montag um 20 Uhr in der Stadthalle wiederholt.