Sinfoniker im Klangrausch

Konzert: Das städtische Orchester feiert Frankreich: Toshiyuki Kamioka dirigierte im großen Saal der Stadthalle.

Wuppertal. "French Connections" - der Titel des letzten Sinfoniekonzerts der Saison versprach gestern vielfältige Beziehungen zu Frankreich. Mit Olivier Messiaen, Camille Saint-Saens, Claude Débussy und Maurice Ravel geht es im Programm klassizistisch-französisch und vielfarbig-impressionistisch zu.

Zunächst aber unternehmen Orchester und Pianist, der Franzose Pascal Rogé, mit dem fünften Klavierkonzert von Saint-Saens "eine Art Orientreise", wie es der Komponist selbst umschrieb - kein Wunder, entstand das Werk doch 1896 in Kairo. Verhalten legt Rogé seinen Klavierpart im Kopfsatz an, bindet sich makellos in die Klangwogen des Orchesters ein, liefert spitze Klangkronen zum lyrischen Grund.

Auf die rhythmisch ausgeklügelten Unisono-Klavier-Passagen im Mittelsatz folgt eine Melodie in der mittleren Lage, die, nur auf den schwarzen Tasten gespielt, exotisches Kolorit birgt. Rogé spielt sehr klangsinnlich, gibt selbst dem Anschlag Klangqualitäten, lässt etwa in der höchsten Lage sein Instrument ohne Nachhall blass und tonleer klingen.

Schließlich das stampfende und hämmernde Finale mit komplexen Sechzehntel-Passagen des Klaviers, bis in schrille Höhen reichenden Streichern und die weit gespannte Melodik der exzellent aufspielenden Holzbläser - das ist ein Höhepunkt in Sachen Klangrausch des gerne als "französischer Brahms" bezeichneten Komponisten. Danach passt die versunken und innig gespielte Zugabe des Pianisten von Eric Satie als Beruhigung und Sammlung ausgezeichnet.

Das Orchester fühlt sich unter Toshiyuki Kamioka tief ein in die sinfonische Meditation "Die vergessenen Opfergaben" (Les offrandes oubliées) von Messiaen. "Sehr langsam" und "extrem langsam" sind ohnehin des Dirigenten Lieblings-Tempi, die hierbei suggestive Musik transportieren und zur Ruhe zwingen. Von solcher Intensität ist diese ebenso delikate wie schmerzlich berührende Musik, dass man nicht zu atmen wagt.

Nach der Pause aber geht es luftiger und leichter zu: Débussys "Petite Suite" entführt klangfarbenreich auf ein wogendes Boot im flirrenden Sonnenschein, jubelnd und beschwingt folgen "Cortège" und "Menuet" mit graziösen Oboen- und Flötenmelodien, bis das "Ballet" tausendfach wirbelnd beschließt. Die zweite Suite aus Ravels sinfonischen Fragmenten "Daphnis et Chloé" schließlich birgt einen zauberhaften Sonnenaufgang ("Lever du jour") mit zarten Vogelrufen und verhaltenen Naturgeräuschen, lebhafte "Pantomime" und einen ekstatischen "Danse générale".

Mit diesem fulminanten, rhythmisch determinierten und überbordend freudigen Finale, das eine ganze Schar von Schlagwerkern beschäftigt, entlässt das Sinfonieorchester sein treues Publikum in den Sommer.