Sinfoniker in Japan: Der gute Geist des Orchesters
Ohne ihn liefe gar nichts: Orchesterwart Torsten Krohm hält den Sinfonikern auch auf der Japan-Tour den Rücken frei.
Wuppertal/Seit zwölf Jahren arbeitet Torsten Krohm mit Pauken und Trompeten. Trotzdem hat der Orchesterwart der Sinfoniker noch nie gesehen, was er derzeit zu Gesicht bekommt: "Man weiß nie, wo man hinkommt."
Zwar ist die Arbeit des 40-Jährigen im Grunde dieselbe wie in Wuppertal. Und doch ist auf der Japan-Tournee alles anders: "Wir müssen uns innerhalb kürzester Zeit auf neue Konzerthallen einstellen und den Aufbau hinbekommen, als seien wir zu Hause." Zu Hause - das ist die Wuppertaler Stadthalle, in der Krohm zusammen mit zwei weiteren Kollegen dafür verantwortlich ist, dass die Sinfoniker optimale Arbeitsbedingungen vorfinden.
"Wir ziehen im Hintergrund die Fäden", betont Krohm, "aber den Applaus bekommen die Musiker." Er sagt es ohne Verbitterung, denn der Erfolg seiner Arbeit liege darin, "dass kein Zuschauer merkt, dass es uns gibt". Das gilt erst recht in Japan. "Die Japaner sind hundertprozentig."
Schon Stunden, bevor die Sinfoniker mit Zug oder Bus die Konzertsäle erreichen, hat Krohm die Lage erkundet. Es gibt vieles zu klären: Haben die Instrumente den Transport überstanden? Sind alle Fräcke angekommen? Was wird mit welcher Besetzung gespielt? Wo ist der Raum von Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka? "Fünf Minuten vor Konzertbeginn holen wir die Partitur bei Herrn Kamioka ab", erklärt Krohm, der anschließend selbst im Rampenlicht steht: Er trägt die Partitur auf die Bühne und legt sie auf das Pult. Ein kleiner Arbeitsschritt, der aber eine große Wirkung hat.
Denn wenn Krohm die falschen Noten in Position brächte, wäre dies das Chaos. Außerdem erlebt Krohm, der - rein privat - Klarinette spielt, so einen Solo-Auftritt: "Das ist aufregend, wenn ich mit der Partitur auf die Bühne gehe. Es ist noch kein Musiker da, und die Augen der Zuschauer sind auf mich gerichtet."
Doch nachdem es zum Tourstart Aufregung gegeben hatte, weil ein Teil der Instrumente erst mit Verspätung ankam, kann Krohm nichts mehr erschüttern. "Seitdem läuft es reibungslos." Fast jedenfalls, denn direkt beim ersten Konzert musste er zeigen, wie flexibel er ist. "Da knarzten bei der Anspielprobe ein paar Stühle. Wir mussten sie kurz vor dem Konzert austauschen." In einem Land, in dem man die Schrift nicht lesen kann und mit Englisch nicht weit kommt, gar nicht so einfach.