Ovationen für Top-Klassik aus England und Deutschland
Sir Neville Marriners Academy of St.Martin in the Fields und die junge Solistin Veronika Eberle begeistern.
Wuppertal. Betagt und sehr jung - dass die Generationen zusammenfinden, dafür sorgt die Musik. Im ersten Konzert der hochkarätigen Reihe "Johannisberg International" reißen das Orchester Academy of St.Martin in the Fields unter seinem Gründer, dem 86-jährigen Dirigenten Sir Neville Marriner, und die 22-jährige Geigerin Veronika Eberle in der Stadthalle zu Begeisterungsstürmen hin.
Denn, wenngleich sparsam in seiner Gestik, setzt der Dirigent klare Akzente und interpretiert die Werke so stimmig, dass man überzeugt ist: Genau so muss diese Musik klingen. In Antonin Dvoáks a-Moll-Violinkonzert unterstreicht die Solistin in langer weißer Glitzerrobe diesen Eindruck mit fesselndem Spiel.
Der Unisono-Beginn in Beethoven-Manier setzt musikalische Ausrufezeichen, dann aber legt die Violine gesanglich und später sehr virtuos nach. Der seidig-schlanke Ton ihrer Geige, der "Dragonetti" Stradivarius aus dem Jahr 1700, kommt besonders im liedhaften "Adagio" zum Tragen: Ganz bei sich und in ihr Instrument versunken ist die Geigerin - auch in den wundervollen Dialogen mit dem exzellent geblasenen Horn. Spritzig geht es im rondohaften Finale zu, bei dem die Violine zackig treibt.
Einstimmung auf die Musik mit slawischer Seele waren vorab Zoltan Kodálys von der Zigeunermusik inspirierten "Tänze aus Galánta." Scheinbar unbewegt zelebrieren die Musiker die zündenden Melodien, glasklar ausgeführt sind die delikaten Pizzicati der Streicher und die vielen Solorollen der Holzbläser.
Der ausbalancierte Klang des Orchesters erschließt sich vollends in der traumhaft schön gespielten siebten Beethoven-Sinfonie. Schon im ersten Satz entfaltet sich die melodische Vielfalt und Schönheit im organischen Spiel mit weichen Übergängen. Der Weltschmerz im Trauermarsch des zweiten Satzes wirkt nicht abgründig oder schwer: Das durchgängige Legato-Spiel lässt die Musik strömen und fließen. Kontrastreich in der Dynamik wird der dritte Presto-Satz ein spannungsgeladenes Stück Musik, bevor das grandiose "Allegro con brio" mit Fanfaren-Auftakt und rhythmischen Finessen in tänzerischer Wildheit einem strahlenden Finale zueilt.
Hut ab vor SirNeville Marriner, der Spielkultur und Spielfreude seines Orchesters so zu pflegen wusste und der mit dieser Tournee seinen Abschied nimmt: Das Publikum drückt Respekt und Begeisterung in langen, stehenden Ovationen aus.