Komödie von Molière „Tartuffe“: Barockes Flair vor und hinter der Bühne
Zur Aufführung von „Tartuffe“ sorgten auch die Zuschauer am Engelsgarten für Hingucker.
Wuppertal. Während in den meisten Wuppertaler Diskotheken und Kneipen am Wochenende der Karneval regierte und Piraten, Einhörner und Clowns zu jecken Melodien gemeinsamen schunkelten, spielte sich im Theater am Engelsgarten etwas völlig anderes ab: Eine Zeitreise in die Epoche des Barock (1575 bis 1770). Bauschige Kleider mit Spitzkragen, breitkrempige Hüte, weiße Perücken und blass gepuderte Gesichter prägten dort das Bild.
Unter dem Motto „Dress Up Barock“ veranstaltete am Samstag das Schauspiel Wuppertal anlässlich der letzten Aufführung von „Tartuffe - Komödie von Molière“ einen Kostümwettbewerb. Mit rotem Teppich und Scheinwerfern wie bei einer Oscar-Verleihung in Hollywood wurden die Theatergäste empfangen. Der Wuppertaler Fotograf Sebastian Eichhorn rückte die Kostümierten ins perfekte Licht und hielt die barocken Roben auf Bildern fest. Rund zehn Gäste kamen in Verkleidung.
Mit 152 verkauften Karten war das Stück „Tartuffe“ ausverkauft. Bärbel Holl aus Barmen ist eine der vielen Besucher und Besucherinnen. Auch sie kam verkleidet. Schon aus der Ferne fielen den anderen Gästen ihre weiße, hohe Perücke und ihr prunkvolles Kleid auf. Sogar ihr Gesicht hatte sie weiß gepudert, die Wangen und die Lippen dagegen rötlich betont. Dieser Kontrast im Gesicht galt im Barock als der „Makeup-Trend“.
Elegant schritt Bärbel Holl den roten Teppich entlang und bewegte sich in dem schweren und steifen Kleid anmutig, als ob sie sonst nie etwas anderes trüge: „Ich habe das Gefühl, dass ich schon einmal zu den Zeiten des Barock gelebt habe, denn ich fühle mich in diesem Kleid sehr wohl und komme mir ganz natürlich und überhaupt nicht verkleidet darin vor.“ Das barocke Outfit hatte sich Bärbel Holl kurz zuvor in einem Kostümverleih ausgeliehen. Schicke Kleider und Hüte habe sie eine Menge, erzählt sie. Aber solch ein historisches Gewand beherbergt ihr Kleiderschrank bisher nicht.
Bevor das beste und authentischste Kostüm prämiert wurde, schauten sich die verkleideten und auch unverkleideten Gäste das Stück zunächst an. Da es die letzte Aufführung von „Tartuffe“ im Engelstheater war, gaben die Schauspieler zum Abschluss noch mal alles. Belohnt wurde das durch die Zuschauer mit minutenlangen stehenden Ovationen.
Im Anschluss reihten sich alle Teilnehmer des Kostümwettbewerbes auf der Bühne auf und die Fachjury um die Leiterin der Kostümabteilung Damen der Wuppertaler Bühnen, Petra Leidner, kürte das beste Gewand. Siegerin wurde Bärbel Holl. Ihr Preis: ein exklusives Premieren-Paket für die Aufführung „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht im Opernhaus.
Mit ihrem Outfit stach die Barmerin schon von Beginn an heraus und war eine der wenigen, die das Motto Barock genau traf. „Ich bin total begeistert und habe gar nicht damit gerechnet zu gewinnen. Das hatte ich mit der Wahl meines Kostüms gar nicht vor. Denn ich liebe es, solche opulenten Kleider zu tragen und habe eigentlich nur aus Spaß teilgenommen. Schade, dass nicht noch mehr Leute mitgemacht haben. Vielleicht trauen sich auch viele nicht, sich so herauszuputzen und aufzufallen. Da kann ich nur sagen: Traut euch! Die Reaktionen sind doch nur durchweg positiv.“