Theater: Plüsch-Tiger, harte Eier und Liebesgeflüster
Thorsten Hamer verfeinert den Klassiker „Dinner for One“ mit Loriot-Sketchen.
Wuppertal. Der Plüsch-Tiger liegt platt und behäbig auf dem Boden, ausgewaschen, eine Seite beige und eine grün. Von der Würde eines adeligen Kaminvorlegers ist wenig geblieben. Doch als Stolperfalle tut er treu seine Dienste.
Pünktlich zum Jahreswechsel bringt Thorsten Hamer in seinem Langerfelder Leo-Theater den Klassiker aller Klassiker auf die Bühne. "Dinner for One" heißt nicht nur der Sketch im zweiten Teil, sondern gleich der ganze Abend.
Im Frack stolziert Hamer als Butler James um den Tisch und plaudert in formvollendetem Englisch mit der alten Miss Sophie. Christiane Breucker und Regisseur Hamer sind ein eingespieltes Team - das merkt man immer wieder an diesem Abend. Das Englisch fließt ihnen leicht von den Lippen und bringt eine spritzige Note in das altbekannte Stück.
Hamer spricht mit Quiekse-Stimme, wenn er den Gast Mr.Pommeroy nachahmt, und grummelt tief als Mr. Winterbottom, bevor er auf das Wohl von Miss Sophie trinkt. Erst unmerklich, dann immer deutlicher entgleisen ihm die Gesichtszüge und die Zunge. Er knallt den Teller mit (Plastik-?)Fisch auf den Tisch und verteilt Wein und Champagner großzügig über Trinkkelche, Tischdecke und Boden. Der Sekt bleibt an der Decke kleben und sorgt für zusätzliches Gelächter.
Dazu passend hat Hamer für den ersten Teil Sketche und Gedichte seiner Lieblingsautoren zusammengesucht. Das zu harte oder zu weiche Ei von Loriot darf natürlich nicht fehlen ("und es ist gar nicht übertrieben"), ebenso wenig ein paar eingestreute Tiergedichte von Heinz Erhardt oder eine Reich-Ranicki-Parodie beim Lesen des Bahn-Kursbuches.
Witzig ist die schlüssige Begründung, warum ein Gewinn von 28000 Euro, aufgeteilt auf sieben Geschwister, 13000 Euro pro Person ergibt. Die Eugen-Roth-Gedichte zum Skifahren passen perfekt an diesem Tag voller dichtem Schneetreiben, ebenso der Lotteriegewinner mit der Herrenboutique in Wuppertal.
Wieder und wieder zieht Hamer ein anderes Jackett an, wischt die Haare mal zur Seite, mal nach hinten, und schlüpft von einer Rolle zur nächsten, um zwischendurch ein paar erklärende Worte einzuflechten.
Racine Tewes und Christiane Breucker spielen die Ehefrauen und Bediensteten. Besonders gelungen ist der Loriot-Sketch "Liebe im Büro". Es gleicht einem Stunt, wenn Breucker halb auf dem Sofa liegt und Hamer verrenkt darüber in der Luft hängt, um irgendwie einen Kuss zu ergattern - bis das schöne alte Schnur-Telefon bimmelt und beide, innehaltend in der Verrenkung, abrupt von Liebesschwüren auf Bürokommunikation umschalten. Am Ende gibt es herzlichen Premierenapplaus und Hamers Aufforderung: "Bei glatten Straßen muss man 16 geben - doppelt Acht!"