TiC: Ein Hochstapler, viel Liebe und noch mehr Lügen

„Der Parasit“ hat das TiC-Theater erreicht. Bei der Premiere gab es viel Applaus.

Cronenberg. Wer strebt nicht einen Aufstieg auf der Karriereleiter an? Jeder Arbeitnehmer erhofft sich Anerkennung für seine Mühen. Das scheint auch schon 1797 so gewesen zu sein - in Paris, wo der Theaterschriftsteller Louis-Benoît Picard sein Lustspiel "Der Parasit" uraufgeführt hatte. 1803 hat kein Geringerer als Friedrich Schiller das Stück für das Weimarer Hoftheater übersetzt. Nun feierte das traditionsreiche Stück Premiere im TiC-Theater.

Im Mittelpunkt steht Monsieur Selicour, gespielt von Andreas Mucke. Er hat es geschafft, er arbeitet direkt unter dem Minister Narbonne (Karsten Müller). Doch einen kleinen Haken hat die ganze Sache - er ist absolut unfähig für diesen Job.

Er ist allerdings gewieft genug, alle anderen an der Nase herum zu führen. Er weiß den gutmütigen und talentierten Monsieur Firmin (Wolfgang Sprotte) um seinen Finger zu wickeln und dessen Arbeit als seine auszugeben. In brenzligen Situationen windet er sich wie ein Aal aus der Affäre.

Aber ein Mann hat ihn durchschaut: Monsieur La Roche (Dennis Wilkesmann). Er macht den Minister auf den "Schelm" aufmerksam.

Doch mangels Beweisen und weil Selicour charmant ist, geht der Versuch zunächst nach hinten los. So bleibt ihm nur noch, mit den selben Mitteln wie Selicour zu arbeiten. La Roche täuscht Selicour, am Ende fällt die Fassade des Hochstaplers. Das Publikum findet sich dabei in einem Vorraum des Ministeriums wieder.

Regisseur Ralf Budde holt die Geschichte aber aus dem 18. Jahrhundert in die Gegenwart. So gibt es einen Aufzug, eine Kaffeemaschine und einen modernen Wasserspender. Dieser spielt für einen Teil des Publikums noch eine entscheidende Rolle. Daher ein Tipp für die Damen in der erste Reihe: wasserfestes Make-up benutzen.

Doch bei aller Aktualität des Bühnenbildes: Der Sprachstil der Darsteller bleibt vornehm wie zu Schillers Zeiten. So auch der Text eines kleinen Liebeslieds, das Charlotte, die Tochter des Ministers (Sophie Halcour), zum Besten gibt. Geschrieben hat das Lied ihr Angebeteter Karl (Alexander Bangen), der Sohn des Monsieur Firmin. Auch hierbei gibt Selicour sich als Autor aus.

Doch als der Schwindel auffliegt, gelangt die Liebesgeschichte in dem Stück zu einem Happy End. Denn nun möchte die Mutter des Ministers, Madame Belmont (Beate Rüter), ihre Enkelin nicht mehr mit Selicour verheiraten. Sie übergibt sie dem verliebten Karl.

Die Schauspieler erbringen eine beeindruckende Leistung. Komplizierter Text, verschlungene Beziehungen, viele Darsteller auf der kleinen Bühne - all diese Schwierigkeiten meistern sie gekonnt. So wundert einen der tosende Beifall am Ende der Aufführung nicht.