Tonleiter begeistert Zuhörer
Konzertreihe für zeitgenössische Musik im Skulpturenpark ist bravourös in das neue Jahr gestartet.
Wuppertal. Die Begriffe Musik und Zeit sind seit menschengedenken untrennbar miteinander verbunden. Falls Tonsetzer etwa mit Tondauern und Musiklängen nicht vernünftig umgehen, entstehen langweilige oder viel zu hektische Tonschöpfungen. Im Barock dienten unter anderem Tanzbezeichnungen wie Alleman-de, Courante oder Menuett als ungefähre Tempovorgaben. Exakter wurde es ab dem 19. Jahrhundert mit der Einführung von Metronomzahlen.
Die serielle Musik nimmt es mathematisch ganz genau: Zum Beispiel vermerkte Karlheinz Stockhausen überexakte Angaben von Zeitintervallen über seinen Noten. Ganz wichtig ist die Zeit bei Filmmusiken. Komponisten müssen exakt auf Szenenlängen oder Bildsequenzen schreiben. Einer der gefragtesten ist derzeit Hans Zimmer mit seinen Vertonungen zu „Interstellar“, „Gladiator“ oder „Pirates of the Carribbean“.
Das jüngste Konzert der Reihe „Tonleiter“ im Pavillon des Skulpturenparks Waldfrieden hatte den Zeitbegriff in der Musik nun aus der Sicht von sieben bekannten zeitgenössischen Komponisten zum Thema. Von den zugänglichen minimalistischen (John Adams: „China Gates“) bis hin zu sehr komplexen (Harrison Birtwistle: „Précis“) Strukturen haben alle vorgestellte Tonschöpfungen eines gemeinsam: Die Zeitspannen von Spannung-Entspannung, langsam-schnell und laut-leise sind perfekt aufeinander abgestimmt.
Die in den Werken verarbeiteten sonstigen Zugänge zur Bedeutung der Zeit — seien es Erfahrungen des täglichen Lebens, Ideologien oder Kompositionstechniken — wurden außerdem mustergültig zum Ausdruck gebracht. Adams, Birtwistele, Christian Jost („Eingefroren in der Erinnerung“), Toshio Hosokawa („Stunden-Blumen — Am Anfang der Zeit“), Morton Feldman („Durations II“), Erik Satie („Vexation“) und Detlev Glanert („Yakub iki — Zeit des Wartens“): Solistisch, im Duo, Trio und Quartett spielten Liviu Neagu-Gruber (Violine) und Klarinettist Gerald Hacke vom Sinfonieorchester Wuppertal, Cellistin Adele Bitter vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin sowie Pianist Holger Groschopp dieses anspruchsvolle Programm wie aus einem Guss, sehr lebendig und transparent. Dementsprechend wurde das Konzert vom zahlreich erschienen Publikum begeistert auf genommen und Interpreten wie der anwesende Detlev Glanert mit lang anhaltendem Beifall honoriert.