Kultur in Wuppertal Unterricht bei Rapper Samy Deluxe

Für ein Hip Hop Projekt kam der Rapper an die Uni. Dort gab gibt er jungen Künstlern Tipps.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. „Rap goes Jazz“. Das klingt schon herausragend. Und nichts anderes war die gestrige Hip Hop Academy mit dem klangvollen Motto an der Bergischen Universität. Kein geringerer als Samy Deluxe sprach dabei vor einem Hörsaal voller angehender Musiklehrer und Interessierter über Hip Hop und dessen Möglichkeiten. Anschließend gab er drei Nachwuchskünstlern und Bands ein Coaching, am Abend trat er in einem Improvisationskonzert mit anderen Rappern und Jazzmusikern auf.

Einer der Newcomer, die sich für das Coaching mit dem Großmeister beworben hatten und einen der drei Plätze ergattern konnten, ist der Musikstudent Niklas Nadidai. Seine im Jahr 2014 gegründete Band „Fil der Protagonist“ verkörpert den Titel „Rap goes Jazz“ hundertprozentig: Zu einer klassischen Jazzband-Besetzung, bestehend aus Klavier, Bass und Schlagzeug, hat sich noch ein Rapper, Felix Nietsch, dazugesellt. Nadidai spielt das Piano.

„Ich erhoffe mir viel von dem Coaching. Vor allen Dingen wüsste ich gerne, wie Samy Deluxe unsere Chancen im Hip-Hop-Business einschätzt. Wir kommen ja mit etwas mehr Equipment als andere Rapper daher, die brauchen nur ein Mikrofon“, so Nadidai. „Trotzdem haben wir bis jetzt schon sehr guten Zuspruch für unsere Musik bekommen.“ Nadidai betont, dass sie Hip-Hop-Musik mit Jazzinstrumentierung und -harmonien machten. Nicht etwa Jazzmusik mit Hip-Hop-Elementen. „Ich denke, beim Hip Hop sprechen wir von einer der wichtigsten Musikkulturen der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Und deshalb gehört diese Musik auch in den Unterricht.“

In Hörsaal 14 der BUW waren vor der Tafel zwei Sessel und eine Stehlampe mit puffigem Charme aufgebaut, wo Samy Deluxe und der Leiter des Projekts, Musikdozent Oliver Kautny, Platz nahmen. Das Gespräch, begleitet von unzähligen Anekdoten und Späßen, thematisierte den Werdegang des Rappers, seine Verbindung zum Hip Hop und welche Idole — wie Public Enemy, Nas, Eminem — ihn prägten. Auch seine rastlose Suche nach immer neuen Musikprojekten, die heute auch zu Ausflügen in die Hochkultur führt, war Thema. So hat Deluxe kürzlich mit dem Countertenor Valer Sabadus gemeinsame Auftritte gehabt.

„Ich langweile mich, wenn ich nur ein Projekt auf dem Zettel habe“, so der Hamburger Rapper. Besonders am Herzen liegen ihm die leisen Töne, seine Musiklesungen vor kleinem Publikum etwa. „Große Konzerte haben oft so einen Volksfest-Charakter. In kleiner Runde weiß ich, dass die Leute meinen Worten wenigstens Aufmerksamkeit schenken.“ Später sollte er noch seinen Laptop zücken, ihn an den Projektor anschließen, und den Zuhörern im Raum Auszüge aus seinen neuesten Arbeiten zur zweiten Auflage des Musikprojekts seines Alter Egos „Herr Sorge“ vorspielen. Es gibt noch kein Datum für die Veröffentlichung. Kautny sprach mit Deluxe natürlich auch über seine Ausflüge in den Jazz, im September stand er mit namhaften Künstlern beim Viersen Jazz Festival auf der Bühne. Deluxe: „Ich hatte lange einen Heidenrespekt vor dem Fach.“ Hip Hop gehöre darüber hinaus in jedem Fall in die Klassenräume. „Direkter kann man die Schüler nicht erreichen.“

Im Coaching mit Samy Deluxe trat für Niklas Nadidais Band genau das ein, was sie sich gewünscht hatte: Der Coach ist nicht nur auf den Rapper, sondern auf die Band als Ganzes eingegangen. Es gab zwar auch Kritik, als die vier ihre neu herausgekommene EP vorstellten, jedoch nur im konstruktiven Sinne. Hier und da könne man am Flow und an den Reimen noch feilen, der Sound der Instrumente könne insgesamt noch „fetter“ sein. „Das Gute ist, er hat Vorschläge aus seiner Sicht als Musikproduzent gemacht, und die aber nicht als einzig wahre Meinung verkauft“, so Nadidai später und sichtlich glücklich. „Außerdem werden wir versuchen, Auftritte über eine Booking-Agentur zu bekommen. Ich glaube auch, ihm hat unsere Musik gefallen.“

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