Bücher Wolf Erlbruchs Maulwurf fragt nun schon 30 Jahre

Wuppertal · Der Bestseller des Hammer Verlags verkauft sich nach wie vor. Nun legt das Wuppertaler Unternehmen sein Herbstprogramm vor.

Claudia Putz stellte das Herbstprogramm des Hammer Verlags vor.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Er hat dem Hammer Verlag einen dauerhaften Bestseller beschert. Nicht wenige fanden Wolf Erlbruchs Geschichte „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hatte“, zunächst ein wenig zu dreckig. Mittlerweile wurde das Buch in mehr als 40 Sprachen übersetzt, ist in vier verschiedenen Größen auf dem Markt und drei Millionen mal verkauft worden. Mehrmals im Jahr werden neue Auflagen gedruckt, so auch 2019 zum 30. Geburtstag. Etwa 25 Bücher bringt der Wuppertaler Verlag im Jahr heraus, gerade wird das Herbstprogramm ausgeliefert. Darunter natürlich auch Werke der beiden Erlbruchs, Vater und Sohn.

Der Verlag steht für Literatur aus Afrika und Lateinamerika und für besonders schöne Bilder- und Kinderbücher. Und für eine Haltung. Claudia Putz betreut im Verlag die Presse und erklärt: „Wir wollen etwas entdecken, den Blick weit halten. Von Anfang an auf Kulturen, deren Stimme nicht so wahrgenommen wird. Im Kinderbuchbereich geht es oft um Vielfalt als Gewinn für die Gesellschaft.“ Ein Anliegen, das ankommt: Im März wurde Autor Bart Moeyaert, der mit Wolf Erlbruch zwei Bücher veröffentlicht hat, mit dem Astrid Lindgren Memorial Award, „dem Nobelpreis der Kinderliteratur“, ausgezeichnet. Erlbruch erhielt diese Ehrung 2017. Am Sonntag (7. Juli) wird der zweite Troisdorfer Bilderbuchpreis an Susanne Straber für ihr Buch „Der Wal nimmt ein Bad“ überreicht, außerdem hat Will Gmehlings Ferienbuch „Freibad“ gerade den Luchspreis der „Zeit“ für den Monat Juli zugesprochen bekommen. Also keine Sorgen am Leserhorizont?

Bei den Zehnjährigen ist das Smartphone starke Konkurrenz

Nicht ganz, weiß Putz, die Kleinen erreiche man zwar noch gut, aber schon bei den Zehnjährigen mache sich das Smartphone breit. Der Konkurrenz begegnet man mit aufwendig und liebevoll gestalteten Büchern. Im Herbst wird „Die Nebelspur“ von Jens Soentgen sein, der Nichtwissenschaftlern die Entdeckung der Elementarteilchen nahebringt.

Wolf Erlbruch als schnellen Zeichner kann man in „Aus den Skizzenbüchern“ kennenlernen, das eine Auswahl seiner mit Kohle, Bleistift oder Kugelschreiber gefertigten Skizzen vereint – unretuschiert und formatgetreu. Den von ihm über zwei Jahrzehnte gestalteten Kult-Kinderzimmerkalender, hat zum dritten Mal Sohn Leonard gestaltet, mit eigenem Stil und ähnlich verschmitzten Ideen. Die fröhlichen, kindgemäßen Bilder kreisen 2020 um das Thema „zuhause“. Außerdem hat Leonard Erlbruch das Buch „Oskar“ von Jutta und Jeremy Langreuter bebildert. Die Geschichte eines unangepassten Erwachsenen, der zu Kindern und Alten hält.

 „Karacho, Muh, Juhu“ von Ann Cathrin Raab bringt Vorschulkindern das ABC lautmalerisch näher. Das Erstlesebuch „Das Schulschwein“ von Andrea Liebers (illustriert von Susanne Göhlich) löst auf witzige Weise ein ernstes Thema auf, das gerade Grundschulen kennen, wo oft verschiedene Kulturen und Religionen aufeinander krachen: Eine Klasse schafft ein Minischwein an. Alle freuen sich, bis auf Mehmet... Einblicke in das Leben am Rande einer Townships bietet Lutz van Dijkas „Bis bald, Opa!“, und die Erkenntnis, dass Kinder überall auf der Welt die gleichen Träume und Probleme haben. Ebenfalls einen anderen Blick auf Afrika wirft Sefi Atta in ihrem Roman „Die amerikanische Freundin“, den „die Weltbürgerin mit afrikanischen Wurzeln“, so Putz, in der Oberschicht von Lagos spielen lässt. Für Kinder und Erwachsene ist das Bilderbuch „Konrads Traum“ gedacht. Mit magisch-düsteren, aus gerissenen Papierstücken gerfertigten Bildern erzählt Jens Thiele die metaphorische Geschichte eines Jungen, der erlebt, was es bedeutet, sich von der Familie zu lösen.

Zwar schiele der Verlag nicht auf den Markt, so Putz, aber egal sei dieser natürlich nicht. Und so bietet er „24 Weihnachtsgedichte“ des mit dem Guggenmos-Preis ausgezeichneten Arne Rautenberg an, weil Kinderlyrik schwer im Kommen ist und zugleich der Sprachförderung nutzt. Die Illustration: Katrin Stangl. Ebenfalls im Trend liegt die Auseinandersetzung mit der Anthropologie, die der Weisheit und Erfahrung der Menschen huldigt, für die sich Tim Ingold in seinem Sachbuch stark macht.