Musik Vom Tango-Dinner zur eigenen CD
Julia Jech und Fabián Carbone finanzieren ihre Aufnahmen durch ein Crowdfunding.
„Die Verbindung zwischen Geige und Bandoneón ist innig und voller Poesie“, beschreibt Julia Jech die Symbiose der beiden Tangoinstrumente. Gleiches trifft auf die Musik zu, die mit ihrem Duo-Partner entsteht: Das Bandoneón scheint Fabián Carbone als Erweiterung seines Körpers zu funktionieren, er ist eins mit seinem Instrument. Julia Jechs Geigenspiel schmiegt sich mal synchron an seine sehnsuchtsvollen Melodien, steuert mal reizvoll dagegen. Spätestens, wenn Fabián Carbone zu singen anfängt, fühlen sich seine Zuhörer in eine argentinische Sommernacht versetzt. Seit vier Jahren spielen Jech und Carbone Konzerte auf der ganzen Welt. Jetzt wollen sie sich den Wunsch von einer eigenen CD erfüllen – mit einem Crowdfunding.
„Wir wollten schon länger eine CD machen, aber da stellt sich immer die Frage, wie man das finanziert“, erzählt Julia Jech. Einen Kredit aufzunehmen, sei ihr „freudlos“ erschienen. Dann habe sie sich von einem Freund, der diese Finanzierungsweise selbst mit Herzblut betrieben hat, zu einem Crowdfunding inspirieren lassen.
Auf dem Internet-Portal Startnext lassen sich mit einem kleinen Film und Texten Projekte vorstellen, für die gespendet werden kann. Die Spendenden erhalten ein dem Betrag entsprechendes „Dankeschön“, vom Kühlschrankmagneten über das zentrale Produkt – die CD – bis hin zum Privatkonzert.
Dabei galt es für die Künstler zu überlegen, welche Geschenke für ihre Zielgruppe interessant sind und welche sie realisieren können – schließlich wohnt der Bandoneónist in Madrid und ist nur alle paar Monate in Deutschland. „Das ist ein kreativer Prozess, bei dem man sich auf verschiedene Weisen mit dem Projekt auseinandersetzen muss“, so Julia Jech.
Mehr als 4000 Euro sind seit Mitte September zusammengekommen. Das sei eine riesige Motivation, sagt die Geigerin: „Jetzt mache ich das nicht mehr nur für mich, sondern auch für die, die auf die CD warten. Das gibt einem die Kraft, sich dahinter zu klemmen.“ Noch bis zum 9. Dezember kann gespendet werden, dann soll es an die Umsetzung gehen.
Um für den Endspurt des Crowdfundings zu werben, gab das Duo in dieser Woche Kostproben des CD-Materials zum Besten, am Dienstag im Café Ada, am Mittwoch im Café du Congo, das zusätzlich ein mehrgängiges „Tangodinner“ anbot.
Die Konzerte sollten denjenigen, die das Internet-Portal nicht nutzen möchten, die Möglichkeit geben, ihre Spende auf persönlichem Weg loszuwerden – damit die Fans des Tango-Duos ihre Musik bald überall genießen können. „Años de Soledad“ soll die Platte heißen – Jahre der Einsamkeit.