Wuppertaler machen Theater um die Türkei
Das Wupper-Theater spielte in Adana. Nun wird der Gegenbesuch erwartet.
Wuppertal. Wenn Wuppertaler in der Türkei Theater machen, kann es schon mal die ein oder andere Überraschung geben. Die schönste war in diesem Fall diese: Türkische Zuschauer entpuppten sich als begeisterte Autogrammjäger. Das Beste kam also zum Schluss — zumindest aus Wuppertaler Sicht. Mit einem solchen Ansturm hatten Marcia Golgowsky und Lilay Huser vom Wupper-Theater jedenfalls nicht gerechnet: „Die Zuschauer waren total euphorisch — sie wollten unsere Schauspieler gar nicht mehr loslassen.“
Der Auftritt in Adana soll deshalb ein Nachspiel haben: Nachdem das Wupper-Theater im April die „Bremer Stadtmusikanten“ nach Südostanatolien gebracht hat, steht am Mittwoch, 29. August, der Gegenbesuch an.
Dann sind keine Stadtmusikanten zu erwarten, dafür aber türkische Theaterfreunde: Neben einem Kurzfilm, Kaffee und Kuchen servieren sie ein Tanzprogramm und eine Dia-Show mit Fotos aus Adana. Und weil Kultur keine Einbahnstraße sein soll, werden an diesem Abend auch die Wuppertaler Gastgeber das tun, was sie mit Freude beherrschen: Theater machen.
Die geballte Kulturladung, die türkische und bergische Bühnen-Häppchen vereint, hat einen guten Grund — ein Vorspiel, um genau zu sein. Vom 12. bis 18. April besuchte das Wupper-Theater die Gruppe CDG (Çukurova Dinamik Gençlik Grubu) in Adana. Möglich machte es das Austausch-Programm „Womanocracy“. Teil zwei des Projekts geht am 29. August in Barmen über die Bühne: Vier Monate, nachdem die Wuppertaler die südostanatolische Metropole erobert haben, nimmt die CDG-Truppe im Gegenzug Kurs auf Wuppertal. „Wir treffen uns“ heißt das passende Motto. Und es darf mitgefeiert werden: Wer im Haus der Jugend am Geschwister-Scholl-Platz ab 18.30 Uhr live erleben möchte, was die Türkei und Deutschland kulturell verbindet, kann für vier Euro dabei sein.
Es ist die Freude am Spiel, die beide Theatergruppen zusammengebracht hat. Für das Wupper-Theater verlief die Reise nach Adana buchstäblich märchenhaft: 200 Zuschauer feierten das Ensemble beim „Womanocrazy“-Festival — und sahen eine ungewöhnliche Mischung. Denn das Programm, eine Kreuzung aus den „Bremer Stadtmusikanten“ und dem „Dicken Sultan“, war ein zweisprachiges Erlebnis.
„Wir haben die ,Stadtmusikanten’ auf Türkisch und die Sultans-Geschichte auf Deutsch gespielt“, verraten Huser und Golgowsky. Dabei sei die verkehrte (Märchen-)Welt bestens angekommen — wohl nicht zuletzt deshalb, weil die deutschen Schauspielerinnen auch türkische Lieder sangen („Das kam sehr gut an“) und im Publikum auch Schüler Platz nahmen, die Deutsch lernen. Gesprächsstoff gab es also allemal. Und auch beim Gegenbesuch dürfte es ihn geben, denn die Wuppertaler wissen schon ganz genau, was ihre Gäste erwartet: eine Fahrt mit der Schwebebahn, ein Besuch im Tanztheater und ein Abstecher in den Zoo — zu Eisbär Anori. Der wichtigste Termin wird aber der gemeinsame Auftritt am 29. August in Barmen sein. Mal sehen, ob sich dann auch die Wuppertaler Zuschauer als eifrige Autogrammjäger entpuppen . . .