WZ-Video: Der Vogelhändler eröffnet die neue Spielzeit

Der Vogelhändler“ liebt, leidet und scherzt im Schauspielhaus. Das WZ-Videoteam war dabei.

<span style="font-weight: bold;">Wuppertal. Alles dreht sich um jemanden, der gar nicht da ist: Der Kurfürst verlangt, im pfälzischen Dorf Wildschweine und Jungfrauen zu jagen, er beauftragt unfähige Professoren mit Stellenbesetzungen und scheint überhaupt ein windiger Charakter zu sein.

Mit "Der Vogelhändler" von Carl Zeller starteten die Wuppertaler Bühnen nun - nach der Premiere im Mai in Solingen - in die neue Spielzeit. Dass die Operette einstmals auch gesellschaftskritische Funktionen wahrnahm, arbeitet die Inszenierung von Marie Robert ansatzweise heraus: Der hervorragende Chor (Einstudierung: Jaume Miranda)agiert als blasierte Hofgesellschaft in bunter, barocker Robe und hochgezwirbelten Perücken (Kostüme: Marette Oppenburg) und spreizt geziert die Finger, der arrogante Baron Weps (Rainer Zaun mit markantem und raumfüllendem Bariton) scheucht das niedere Bauernvolk wie die Hühner.

Die Post-Christel (Elena Fink mit sauberem, in den Spitzentönen manchmal recht schrillem Sopran) muss vor dem vermeintlichen Kurfürsten kriechen, um für den Verlobten Adam eine Anstellung zu erbetteln. Adam, der Vogelhändler (Cornel Frey mit authentischem Dialekt, im Gesang leider nicht immer ganz tongetreu), will die Oberen mit teuren Singvögeln bestechen.

Trotz des immensen Aufgebots an Protagonisten und einer zwischen Märchenwelt und futuristischer Architektur fantasievoll gestalteten Bühne (Jürgen Lier) läuft bei der Premiere nicht alles wie am Schnürchen: Zögerliche Auftritte, zeitraubende Positionsfindung, Lücken zwischen Text und Gesang mag man dem anders als in Solingen dimensionierten Raum zuschreiben. Unübersehbare Längen, vor allem im ersten Akt, hätten aber durchaus einiger Regie-Kniffe bedurft.

Dafür gelingt die Charakterisierung der Figuren: Banu Böke (Marie alias Kurfürstin) singt mit ausgereiftem Sopran. Das heute vielleicht als kitschig empfundene Lied vom Kirschenbaum rührt wegen der schlichten Ausführung an. Sie gibt die enttäuschte Ehefrau, die ihren Sinn für Gerechtigkeit bewahrt hat.

Der windige Graf Stanislaus ist Stephan Boving. Er überzeugt mit leichtem, angenehmem Tenor. Michaela Mehring ist die schnippische, überkandidelte Baronin Adelaide. Helmut Büchel und Peter K. Hoffmann brillieren in ihren amüsanten Rollen als die trotteligen, unterwürfigen Professoren Süffle und Würmchen: "Ich bin der Prodekan, man sieht’s mir gar nicht an", singen sie und nehmen ihre eigene Unfähigkeit humorvoll auf den Arm.

Diesmal können sich die Sänger auf das Orchester verlassen. Oliver Stapels Dirigat wirkt viel entspannter, wenngleich anfangs einige Unstimmigkeiten zwischen Graben und Bühne ausgeräumt werden müssen. Besonders sensibel reagieren die Musiker - auch in ihren solistischen Rollen. Niemals decken sie die Stimmen zu, sondern begleiten einfühlsam und klangschön. Der Operettenabend wird sicher viele begeisterte Musikfreunde finden.