Abstrakte Kunst und konkretes Elend: Museum bekennt Farbe

Im Von der Heydt-Museum gibt es ein Wiedersehen mit Wuppertaler Malern und ihrer Nachkriegskunst.

Wuppertal. Nach Kriegsende 1945 war die Ruhmeshalle Barmen, die heute Kunsthalle heißt, ausgebrannt, und das Städtische Museum Elberfeld, heute unter dem Namen Von der Heydt-Museum berühmt, war schwer beschädigt. Aber schon im Dezember des selben Jahres fand die erste Ausstellung Bergischer Künstler im Wuppertaler Museum statt.

Die von Herbert Pogt konzipierte Schau "Zwischen Bombenhagel und Wirtschaftswunder" vermittelt ab dem 7. September einen Überblick über das vielfältige, oft experimentelle Kunstschaffen von berühmten wie inzwischen vergessenen Künstlern dieser Zeit. "Es ist immer etwas gewagt, Nachkriegskunst zu präsentieren", sagt Pogt, Ideengeber und Kurator der Ausstellung. Schauen in Kiel, Recklinghausen und Bochum zum Thema zeigen aber auch, dass "die 50er Jahre aufgearbeitet werden. Das ist der Draht zum Zeitgeist."

Zwischen Kontinuität und Neubeginn präsentiert das Von der Heydt-Museum überwiegend Bilder aus eigenen Beständen. Darunter ist Paul Fontaines "Abstrakte Kunst", eines der ersten Bilder "internationalen Formats, das vom Von der Heydt-Museum aufgekauft wurde", wie Pogt sich erinnert. Stolz ist er auch auf Franz Krauses umfangreiches Werk. "Da sind Sachen dabei!", schwärmt er. "Krause war einer der innovativen Künstler Deutschlands."

Zur Erinnerung: Der Künstler war eigentlich Architekt, entwarf die Villa Waldfrieden für den Lackfabrikanten Kurt Herberts, und revolutionierte mit transzendenten Raumeindrücken, die durch amorphe und fließende Raumstrukturen mit verborgenen Lichtquellen entstanden, die Arbeiten seiner Zeit. "Da steht mal eine Einzelausstellung über diesen Mann an", so Pogt. "Auch für mich persönlich gab es einige Entdeckungen", beschreibt er die Durchsicht im Depot. "Was in der Schau sicher wieder entdeckt wird, ist die Qualität einzelner Künstler."

So gibt es ein Wiedersehen mit den Werken von Emil Schumacher, der den abstrakten Stil des Informel maßgeblich begründete und damit eine internationale Bewegung prägte. Auch Maler Ernst Oberhoff, als "Urgestein der Wuppertaler Malerei" bezeichnet, ist vertreten.

Zu jedem Bild wird Pogts Informationen hängen, die auch Aufschluss über das Leben des jeweiligen Künstlers vor und nach dem Zweiten Weltkrieg geben. Als repräsentativ für die Ausstellung darf Karl Barths "Akkordeonspieler vor zerstörten Häusern" gelten - Armut, Wohnungsnot und Flüchtlingselend waren die Probleme der Zeit.

Doch die Kunst entwickelte sich trotzdem wieder. Bestes Beispiel war Heinz Rasch mit seinem "Studio für neue Kunst" - das Atelier am Döppersberg avancierte in kurzer Zeit zum Dreh- und Angelpunkt der lokalen Kunstszene.