Kyrill: Borkenkäfer fressen den Wald

Dem Orkan im Januar folgt jetzt eine zweite Welle der Zerstörung. Futter für Baum- Schädlinge gibt es in Hülle und Fülle.

Wuppertal. Gut ein Vierteljahr ist es her, dass "Kyrill" Schneisen der Verwüstung in Parks und Wälder gerissen hat. Während die Fäll- und Räumarbeiten angesichts enormer Orkanschäden nur schleppend vorangehen, setzt sich eine zweite Zerstörungswelle in Gang, die vom Sturm verschonten Bäumen gefährlich wird. Nach der Trockenheit der letzten Tage und mit den jetzt erwarteten hohen Temperaturen beginnt die Invasion der Holzschädlinge.

"Der Borkenkäfer fliegt bereits", berichtet Bernd Drache von der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG). "Das Problem liegt darin, dass es in diesem Jahr sehr früh warm geworden ist." Sollte sich das Wetter nicht grundlegend ändern, wird sich der Käfer explosionsartig vermehren und vom Sturmholz aus auch intakte Bäume in der Nachbarschaft befallen (siehe Kasten).

Dass angesichts dieser Probleme die Nerven vieler Waldbesitzer blank liegen, bestätigt auch Christian Buschmann, als Förster für Stadtwälder in Wuppertal zuständig. "Ich kann jeden Waldbesitzer verstehen, der sich jetzt Sorgen um seine noch gesunden Bestände macht."

Falsch wäre es allerdings auch, "jetzt in blinden Aktionismus zu verfallen", Höchstpreise für Harvester und Holztransporter zu zahlen und damit den gesamten Holzmarkt zusammenbrechen zu lassen. Der Stadt stehen lediglich drei Transportfahrzeuge zur Verfügung - ein Harvester ist nicht darunter.

Welche Tragweite "Kyrill" nach wie vor hat, macht ein Blick in den zerstörten Wald von Hermann Halbach in Beyenburg deutlich. "Der Orkan hat 50 Jahre Arbeit zunichte gemacht", sagt der Waldbauer vom Grünental, der ebenfalls auf einen schnellen Einsatz des Harvesters hofft, um die Borkenkäfer-Gefahr zu bannen.

Angriffsfläche: Borkenkäfer schwärmen im Frühjahr aus und bevorzugen kranke, umgestürzte oder angeschlagene Bäume, die sich nicht mehr durch Verharzen schützen können. Im Holz legen sie ihre Eier ab und locken durch Duftstoffe tausende weitere Artgenossen an - und das über Kilometer hinweg. Jeder der gefräßigen Käfer bringt es auf bis zu 100 Nachkommen.