L419: Auf den Südhöhen droht ab nächstem Jahr der Verkehrskollaps
Ein Ausbau der Landesstraße wird immer unwahrscheinlicher – obwohl das Land eine klare Aussage noch scheut.
Wuppertal. Jeden Abend das gleiche Bild: Auf der L419 nimmt die Wagenkolonne im Berufsverkehr kein Ende. Die Blechlawine rollt vom Lichtscheider Kreisel in Richtung Blombachtalbrücke zur A1 - und auch der Gegenverkehr ist brechend voll. Für Berufspendler und Anwohner ist die Straße ein tägliche Nervenprobe - und es wird noch schlimmer.
Entgegen früherer Ankündigungen steht der geplante Ausbau der L419 in den Sternen. Im Mai 2011 soll die neue Justizvollzugsanstalt fertig sein. Die neuen Wohngebiete am Scharpenacken füllen sich, der Engineering Park zieht Gewerbetreibende an - auf den Südhöhen wird es in absehbarer Zeit erheblich mehr Verkehr geben.
Nach Auskunft der Stadt wird der Ausbau der L419 keinesfalls vor 2015 kommen. Im nächsten Jahr wird erst einmal die Planfeststellung beginnen, allerdings nur für den ersten Teil des Ausbaus bis zur Erbschlö.
Auch wenn die Stadt behauptet, der federführende Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW treibe die Planungen weiter voran und der Ausbau der L419 genieße höchste Priorität, so wachsen doch die Zweifel am Ausbau.
Eine Anfrage der FDP-Fraktion im NRW-Landtag offenbarte, dass die neue rot-grüne Landesregierung dem Ausbau des Nadelöhrs keine Priorität einräumt. In der Antwort heißt es wörtlich: "Nach der Koalitionsvereinbarung wird sich die Landesregierung auf Projekte konzentrieren, für die zurzeit Baurecht besteht." Dazu zählt die L419 nicht.
Weiter heißt es: "In Einzelfällen wie hier wird die Einzelplanung weiter betrieben. Dies steht im Zusammenhang damit, dass wegen der Auslastung und des Verbindungs-charakters der Straße zwischen zwei Autobahnen geprüft wird, ob die Baulast für das Projekt dem Bund angetragen werden kann." Auf deutsch: Der Bund soll den Ausbau bezahlen. Lehnt er ab ist der Ausbau Geschichte, wie die Wuppertaler FDP befürchtet.
Das ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass auch die Landesregierung davon ausgeht, dass es in den nächsten Jahren auf den Südhöhen zum Verkehrskollaps kommen wird. Sie selbst schreibt: "Die vorhandene Straße mit den dicht aufeinanderfolgenden Knotenpunkten ist kaum in der Lage, das prognostizierte Verkehraufkommen abzuwickeln." Weiter heißt es: "Der Abschnitt zwischen der Staubenthaler Straße und der Erbschlöer Straße wird im Prognosejahr 2020 mit durchschnittlich täglichem Verkehr von bis zu 48000 Autos belastet. Im angrenzenden Bereich zwischen dem Kreisel Lichtscheid und der Staubenthaler Straße sind bis zu 68000 Autos am Tag prognostiziert."
Die Ankündigung der Landesregierung, in den nächsten Jahren die Mittel vorrangig dafür zu verwenden, die vorhandenen Straßen zu sanieren erhöht nicht gerade die Aussicht auf einen Ausbau der L419.
Die Bürgerinitiative "Freies Scharpenacken" fürchtet denn auch schon, dass der allabendliche Dauerstau Mensch und Tier gesundheitlich schädigt. "Wo bleibt der Aufschrei der Bürger von Ronsdorf und des Bezirksbürgermeisters?", fragt die Initiative.