Hinter den Kulissen wächst die Hoffnung auf den Neustart
Für die Führungsriege ist die Entwicklung positiv. Doch zentrale Fragen sind weiterhin offen.
Wuppertal. "Die haben den Mund gespitzt, also müssen sie nun auch flöten." Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, macht keinen Hehl daraus, wen er in der Pflicht sieht: Die Landespolitiker, die eine Erhöhung der Stadttheater-Zuschüsse versprochen hätten, sollten nun auch Wort halten. "Das wollen wir ihnen noch einmal mit großer Deutlichkeit auf den Weg geben", betont Schaarwächter.
Damit die klare Aufforderung auf keinen Fall die richtigen Adressaten verfehlt, laden die Wuppertaler Bühnen deshalb am Mittwoch, 17. November, nicht nur, aber vor allem auch politische Entscheidungsträger zu einer Podiumsdiskussion ins Kleine Schauspielhaus ein: Ab 20Uhr wird die Zukunft der Wuppertaler Bühnen thematisiert. Die Veranstaltung, die schon länger geplant war, hat nach den jüngsten Entwicklungen eine neue Brisanz erhalten.
"Es geisterte ja schon die gespenstische Vorstellung herum, dass sich die Fledermäuse im Schauspielhaus einnisten", sagt Theater-Chef Christian von Treskow. Sein Kollege Johannes Weigand (Musiktheater) ist nicht weniger froh, dass das aktuelle Signal aus dem Rathaus verheißt, beide Sparten und das Schauspielhaus als Gebäude erhalten zu wollen. "Bisher hieß es: ,Wir können das Haus nicht sanieren, weil das Geld fehlt’", erklärt der Opern-Intendant. "Nun heißt es: ,Wir suchen nach Ideen.’ Das ist auf jeden Fall eine qualitative Verbesserung." Auch von Treskow atmet erst einmal durch: "Das Haus bleibt der Kultur erhalten."
Das Problem ist damit freilich nicht vom Tisch: Der Stadt fehlt das Geld für die sieben Millionen teure Sanierung. Auch unterhalten kann sie das Schauspielhaus, in dem der große Saal derzeit aus Brandschutzgründen geschlossen ist, nicht auf Dauer. Wie die WZ berichtete, soll nun in einem öffentlichen Ideenwettbewerb nach Möglichkeiten einer neuen kulturellen Nutzung unter nicht-städtischer Regie gesucht werden.
"Dass sich die Theaterfreunde als Lobbyisten der Wuppertaler Bühnen und der Wuppertaler Kultur an die Spitze der Diskussion stellen, finde ich erfreulich", sagt Schaarwächter. Auch das Signal, dass die Bühnen als Zwei-Sparten-Betrieb weitergeführt werden sollen, sei eine gute Nachricht. "Ich finde es richtig, dass wir neben dem Opernhaus eine weitere adäquate Spielstätte haben sollen, die beiden Sparten gerecht wird. Wenn es nicht das Schauspielhaus ist, muss man auch loslassen können."
Auch Christian von Treskow ist erwartungsgemäß ein großer Stein vom Herzen gefallen: "Ich nehme mit großer Freude zur Kenntnis, dass es ein Bekenntnis zum Spartenerhalt gibt, die Notwendigkeit einer kleinen Spielstätte gesehen wird und Lösungen gesucht werden." Wunschlos glücklich ist er dennoch nicht. Denn die Androhung, den städtischen Zuschuss drastisch zu senken, gilt nach wie vor. Die Entscheidung wurde nur vertagt. "Das Finanzproblem ist nicht gelöst", stellt der 42-jährige Theater-Chef klar. "Wir können auf die zwei Millionen Euro nicht verzichten. Der Betriebskostenzuschuss muss auf dem bestehenden Niveau bleiben." Ob das fehlende Geld am Ende von der Stadt oder vom Land komme, spielt für ihn nicht die entscheidende Rolle - Hauptsache, es werde tatsächlich eine Lösung gefunden. "Und da bin ich guten Mutes."
Das klingt ganz danach, als ob Intendanz und Geschäftsführung bereits konkrete Pläne in den Schubladen hätten. "Natürlich haben wir Ideen", sagt von Treskow. "Aber es ist zu früh, um darüber zu sprechen. Wir wollen sie uns nicht zerreden lassen." Zumal auch Schaarwächter betont, "dass es richtig ist, erst die Entwicklung auf Landesebene abzuwarten. Der wichtigste Punkt ist: Kommt die versprochene Erhöhung der Stadttheater-Zuschüsse? Und wenn ja: Wie hoch wird sie sein?"
Und genau da kommt nun die Podiumsdiskussion ins Spiel. "Auf die Entscheidung der Landespolitiker haben wir keinen direkten Einfluss", sagt der Geschäftsführer. Was er allerdings nicht explizit ausspricht: Die Einladung zu einem Podiumsgespräch auf Wuppertaler Boden dürfte den Druck mehr oder weniger sanft erhöhen.
Das Programm für die Veranstaltung am 17. November können Sie hier als pdf herunterladen.