Fotos erzählen Geschichten Der Traum von der Junior Uni Am Brögel wurde doch wahr

Wuppertal · Gründer Ernst-Andreas Ziegler wollte eine alte Lackfabrik umbauen. Es kam anders.

 So sah es in der früheren Lackfabrik Am Brögel aus, bevor die Junior Uni gebaut wurde.

So sah es in der früheren Lackfabrik Am Brögel aus, bevor die Junior Uni gebaut wurde.

Foto: WZ/Kurt Keil

Am 20. März 2008 erhielt WZ-Fotograf Kurt Keil einen Anruf von Ernst-Andreas Ziegler. „Er erzählte mir mit Begeisterung, dass er einen Standort für die von ihm geplante Junior Uni Am Brögel gefunden habe und bat mich, mit meinen Fotos die Substanz und den Zustand des Gebäudes zu dokumentieren. Das habe ich getan, wenn es auch am Ende ganz anders gekommen ist“, erinnert sich Kurt Keil. Dort, wo das völlig heruntergekommene Gebäude einer Farbenfabrik aus den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts stand, hat der Architekt Hans-Christoph Gödeking mit dem Neubau der Junior Uni eine Landmarke im Wuppertaler Stadtbild geschaffen.

 Ernst-Andreas Ziegler, Gründer der Junior Uni, hatte zunächst andere Pläne. „Zuvor hatte ich mehrfach zu Fuß von Oberbarmen bis Vohwinkel nach einem alten Industriegebäude gesucht, in dem die Vision der Junior Uni hätte starten können – symbolhaft für die einzigartige Bergische Geschichte als einstige europäische Ideen-, Produkt- und Unternehmerschmiede“, sagt Ziegler. Stadtdirektor Johannes Slawig habe ihn auf das Gebäude Am Brögel aufmerksam gemacht. Es folgte später ein Ratsbeschluss, der vorsah, der Junior Uni Gebäude und Grundstück zur Verfügung zu stellen.

„Ich war ganz vernarrt, diesem wie eine Ruine aussehenden Gebäude neuen Glanz zu verleihen. Ich hatte wirklich den Traum, nach der Sanierung als Symbol für den neuen Mut zur Zukunft von Stadt und Region, eine Glaspyramide wie im Louvre in Paris auf das Dach zu setzen“, erinnert sich Ziegler. Die Zeiten für ein solch ehrgeiziges Projekt hätten allerdings kaum schlechter sein können, denn im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise wurde der Stadt Wuppertal der Nothaushalt verordnet. Das machte auf Jahre hinaus Restaurierungen und Altlastensanierungen, wie sie Am Brögel erforderlich gewesen wären, undenkbar.

Zur Gefahrenabwehr wurde die Fabrik abgerissen, das Projekt Junior Uni dagegen wurde sinnbildlich „Stein für Stein“ an anderer Stelle aufgebaut. Sollte es nach der Corona-Krise irgendwo heißen, „das geht nicht mehr, das können wir uns nicht mehr leisten“, dann könnte die Junior Uni daran erinnern, warum es sich auch in schweren Zeiten lohnt, gute Ideen zu entwickeln oder daran festzuhalten.

In einem Hinterhofgebäude an der Friedrich-Engels-Allee nahm die Junior Uni 2008 den Betrieb auf. Und gerade weil die Unterrichtsräume alles andere als glamourös waren, fiel der Glanz in den Augen der Kinder umso stärker auf. Der Kreis der Unterstützer wuchs von Woche zu Woche. Die Stadtspitze mit dem damaligen Oberbürgermeister Peter Jung und Stadtdirektor Johannes Slawig half im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Dank des Unternehmers Ralf Putsch (Knipex), der das Grundstück Am Brögel von der Stadt kaufte und es der Junior Uni schenkte, der Hilfe der Jackstädt-Stiftung mit Rolf-Peter Rosenthal an der Spitze, anderer Unternehmer wie Eugen Trautwein und seiner EDE-Stiftung sowie der Unterstützung des Fördervereins mit Peter Vaupel und der Stadtsparkasse gelang es der mit privaten Mittel finanzierten Bildungseinrichtung, die Jahre der Wirtschaftskrise zu überstehen.

„Ich war anfangs kreuzunglücklich, dass die Sanierung der alten Fabrik nicht geklappt hatte, doch im Nachhinein bin ich glücklich, dass es anders gekommen ist. Ohne das neue Gebäude hätten wir es mit der Junior Uni nie so weit wie heute geschafft. Unser neues Gebäude wurde zusätzlich zur Schwebebahn ein Wahrzeichen Wuppertals und des Bergischen Landes“, sagt Ernst-Andreas Ziegler. Bildung für alle Kinder und Jugendliche sei der einzige Schlüssel zur Sicherung der Zukunft. Das Haus mit der Skulptur, die Tony Cragg der Junior Uni schenkte, sei somit heute ein Symbol für das Wiederaufstehvermögen der Bergischen.