Lärmkartierung: Zu laut - 40000 Wuppertaler leben mit extremem Lärm
Erstmals hat die Stadt Gebiete mit Belastungen über dem Mittelwert erfasst – auf Druck der EU. Etwa 15 Prozent des Stadtgebiets sind demnach mit hohem Lärm belastet.
Wuppertal. Viel Bedrückendes hat der Lärmbericht der Stadt Wuppertal ebenso zu bieten wie wenig Überraschendes: Einer Richtlinie der Europäischen Union zum so genannten "Umgebungslärm" folgend, hat die Verwaltung erstmals eine Bestandsaufnahme zu Lärmbelastungen in Wuppertal erstellt - und diese dem Umweltausschuss vorgelegt.
Demnach sind im Stadtgebiet etwa 15 Prozent Fläche mit hohem Verkehrslärm belastet, der im Durchschnitt über 65 Dezibel (A) liegt. In diesen betroffenen Gebieten leben gut 40000 Menschen.
Hinzu kommen insgesamt sechs Industrieanlagen, die wegen ihrer Platzierung in Industrie- und Gewerbegebieten derzeit etwa 20 Anwohner unmittelbar mit Lärm über der 65 Dezibel (A) treffen.
Fest stehe schon jetzt, dass man alle Maßnahmen mit anderen Planungen - etwa Bauleit-, Verkehrs- und Luftreinhaltepläne - abstimmen werde. Möglich wären verkehrslenkende Eingriffe ebenso wie zum Beispiel die Schließung von Baulücken, um für Lärmschutz zu sorgen.
Dessen Finanzierung steht - im Gegensatz zu den Maßnahmen des Bundes an der A46 - derzeit noch auf tönernen Füßen: In Zeiten leerer Kassen könne man in absehbarer Zeit nur verkehrsplanerische Maßnahmen treffen - und sich für staatliche Förderprogramme einsetzen.
Richtwert: 65 Dezibel (A) bezeichnen einen Richtwert, der vom menschlichen Gehör wahrgenommen wird. Zum Vergleich: Die Geräusche einer Amsel liegen bei 45 dB (A), die eines vorbeifahrenden Autos bei bis zu 80 dB (A).
Kosten: 2007 wurden bei der Stadt 150 000 Euro für die Lärmkartierung angesetzt und davon 80 000 Euro ausgegeben. Im Haushaltsplanentwurf für 2008 sind 250 000 Euro veranschlagt.
Stichtag: Nach Angaben der Stadt und der EU-Richtlinie folgend sind die ersten Lärm-Aktionspläne bereits bis zum 18. Juli 2008 aufzustellen. Die Stadt geht davon aus, dass die Wuppertaler Ergebnisse bis Ende 2008 an die Landesregierung zur Weiterleitung an die EU gegeben werden.
Wertverlust: Untersuchungen zufolge wirken sich Lärmbelastungen über 45 dB (A) negativ auf Immobilienwerte, Mieten und damit schlussendlich auf das Steueraufkommen in der Stadt aus: Nach einer Modellrechnung beziffert die Stadt den lärmbedingten Steuerausfall - eben durch niedrigere Mieten in lauten Gegenden - auf 1,5Millionen Euro im Jahr.
Planungen: Geplant ist bei der Stadt jetzt die Einrichtung einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe, um einen ersten Aktionsplan gegen Lärm zu erstellen.
Härtefall-Regelung: Auch wenn die Lärmschutzarbeiten entlang der A 46 mancherorts umstritten sind - wie etwa an der Mirker Höhe in Elberfeld: Sie alle gehen auf eine Härtefallregelung zurück, nach der der Lärmschutz auf der Stadtautobahn A 46 für etliche Millionen Euro aus Bundesmitteln bezahlt wird.
Online-Info: Quartiersbezogene Ergebnisse der Lärmkartierung gibt es online: