Langerfelder wollen für Quartiersarbeit kämpfen

Das Konzept ist fertig, doch vom Land gab es eine Absage. Gemeinde, Diakonie und ASB suchen Alternativen.

Foto: Gerhard Bartsch

Langerfeld. „Wir sind fassungslos und entsetzt.“ Die Beteiligten halten sich nicht mit emotionalen Äußerungen zurück. Seit anderthalb Jahren haben sie an ihrem Konzept gearbeitet, kommende Woche sollte es losgehen mit der Quartiersarbeit in Langerfeld. Doch ihr Antrag auf Fördermittel vom Land aus dem Programm „Altengerechte Quartire NRW“ wurde abgelehnt. Im Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde wurde jetzt diskutiert, wie das Projekt dennoch durchgeführt werden kann.

Die Gemeinde, die Diakonische Altenhilfe und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wollten im Rahmen des Landesprogramms „Altengerechte Quartiere“ die Lebensbedingungen für ältere Menschen in Langerfeld verbessern. Denn für diese gebe es im Stadtteil „noch viele Lücken“, sagte Pfarrerin Heike Ernsting bei der Diskussionsveranstaltung vor rund 50 Teilnehmern, teils Bürger, teils aus Vereinen und Organisationen im Stadtteil — vom Land sei keiner der Einladung gefolgt.

Im WZ-Gespräch erklärt die Pfarrerin, im Stadtteil fehlten altengerechte Wohnungen, die Versorgung sei schwierig — der einzige Supermarkt sei schwer zu erreichen, eine Drogerie fehle — und es gebe keine Kurzzeitpflegeplätze. Zudem fehle eine Vernetzung: „Wir merken immer wieder, dass Angebote nicht bekannt sind“, sagt sie. „Es gibt keine Anlaufstelle.“

Diese Rolle sollte das geplante Quartiersbüro übernehmen. Zwei Räume in der Altenbegegnungsstätte am Langerfelder Markt wollte die Stadt zur Verfügung stellen. „Die wären ganz toll geeignet“, sagte Heike Ernsting.

Zwei Quartiermanager oder -managerinnen sollten von den beantragten Landesmitteln (30 000 Euro Personalmittel, 10 000 Euro Sachmittel) bezahlt werden, den Trägeranteil wollten Diakonische Altenhilfe und ASB übernehmen. Die Quartiersmanager sollten Daten über den Stadtteil sammeln, Projekte anstoßen, um die Versorgung zu verbessern. Und mit den Bürgern Angebote für Freizeit und Begegnung entwickeln. „Das ist die Stärke des Programms, dass man etwas mit den Menschen entwickelt und nicht von oben verordnet“, sagt Heike Ernsting. Wichtig ist ihr, auch den Ehrenberg einzubeziehen.

Margret Hahn, Vorsitzende des Bürgervereins Langerfeld, betonte: „Wir brauchen einen Anschub.“ Bärbel Mittelmann von der Stadt brachte mit, dass sich auch Oberbürgermeister Andreas Mucke für das Projekt stark mache. Lutz Middelberg vom Verband „Der Paritätische“ kritisierte: „Wir sind mitten im Prozess abgewürgt worden.“ Der Landtagsabgeordnete Andreas Bialas (SPD) bestätigte: „Das ist ein elementares Projekt.“ Superintendentin Ilka Federschmidt hob hervor: „Wir sind füreinander verantwortlich.“ Dem trage das Konzept Rechnung. Gabriele Winter vom Evangelischen Zentrum für Quartiersentwicklung machte Mut, nach weiteren Fördermöglichkeiten zu suchen. Gleichzeitig wollen sich die Beteiligten im Ministerium dafür einsetzen, dass das Projekt doch Geld erhält. Dafür ist eine Postkartenaktion geplant (siehe Kasten). Das Ministerium sagte der WZ, das Programm werde mit veränderten Förderungsbedingungen fortgesetzt.