Lausbuben gibt es in der ganzen Welt
Heinz Schmidt sammelt alle Ausgaben von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“.
Langerfeld. Ob auf der Titelseite auf Finnisch „Maks ja Morits“, auf Jiddisch „Shmul un Shmerke“ oder im Solinger Platt „Mück on Mör“ steht, ist egal — denn um wen es sich handelt, kann man auch ohne entsprechende Sprachkenntnisse erkennen. Das Konterfei von Max und Moritz spricht für sich, und ihre Lausbubengeschichten finden sich seit mehr als 150 Jahren in den Kinderzimmern. 1865 wurden sie erstveröffentlicht und zählen zu den Frühwerken des Dichters und Zeichners Wilhelm Busch. Auch Heinz Schmidt begleiten die beiden seit Kindertagen. Als Fan des Autors sammelt er seit 40 Jahren alles von Busch: Bildergeschichten, Sekundärliteratur, Essays und Aufsätze. Sein Schwerpunkt liegt aber auf den Ausgaben des Buches von Max und Moritz.
Auslöser seiner Sammelleidenschaft war ein deutsch-englisches Exemplar, das er Ende der 70er Jahre auf einem Flohmarkt entdeckte. Seit 1978 ist er Mitglied der Wilhelm Busch Gesellschaft und hat inzwischen mehr als 300 Exemplare gesammelt. Davon sind etwa 85 Originalausgaben des Verlages Braun & Schneider, der bis Ende 1958 die alleinigen Rechte an Max und Moritz besaß. Auf Flohmärkten, in Antiquariaten und im Internet wird Schmidt fündig und auch Familie und Freunde halten immer die Augen auf.
Unterschiede liegen oft im Detail. Schmidt zeigt die 18. und 19. Ausgabe der Geschichte und verweist auf orthografische Unterschiede bei „teile“ und „theile“ oder bei „Witwe“ und „Wittwe“. „Schon in den Jahren 1881 bis 1891 wollte man die Rechtschreibung vereinfachen“, sagt er.
Wuppertaler
Sammlerwerke
Wunderschön illustriert sind die Ausgaben. „Busch zeichnete seitenverkehrt auf Buchsbaumklötze. Ein Holzstecher schnitt die überschüssigen Teile ab, so dass nur die Zeichnung stehenblieb,“ erklärt Schmidt. Besonders eine Ausgabe hat es ihm angetan. Sie stammt aus dem Jahr 1937 und wurde von einem Elternpaar für ihr Kind selber hergestellt. „Die Mutter hat die Bilder gezeichnet, der Vater schrieb den Text in Steno dazu.“
Erst 1916 erschienen auf den Titelbildern die Gesichter der beiden Buben. Die deutsche Bibliothek in Helsinki hat ihm zur finnischen Ausgabe verholfen, und für eine schwedische Ausgabe musste er für das Porto fast so viel zahlen wie für das Buch. Etwa 140 Übersetzungen in Einzelbänden hat er inzwischen gesammelt und eine ähnliche Anzahl von Übersetzungen in Sammelbänden. Die deutschen reichen von der Aachener Mundart bis Züritüütsch, die fremdsprachigen von Afrikaans über Chinesisch, Japanisch, Hebräisch, Arabisch bis zur Kunstsprache Esperanto.
Eine Nachkriegsausgabe als Lizenzausgabe mit der Freigabenummer der US-Militärbehörde liegt auf dem Tisch. „Hier habe ich die 75. Auflage ersteigert. Sie ist in der Literatur nicht nachgewiesen“, erklärt Schmidt. Eine Ausgabe im Siebenbürger Sächsisch hat er geschenkt bekommen.
Seine umfassenden Kenntnisse über den Autor Wilhelm Busch teilt Schmidt gerne, hält Vorträge zu unterschiedlichen Themen wie Wilhelm Busch und die Liebe, Wilhelm Busch und die Frauen, oder er nimmt die Zuhörer mit auf eine kulinarische Tour. Eine Übersetzung hat er sogar selbst verfasst: in seiner Heimatsprache, dem Fehmarnschen Plattdeutsch.