Nach Armstrong: Wuppertaler Radsportler hoffen auf den Neuanfang
Das Geständnis von Lance Armstrong, gedopt zu haben, beschäftigt auch die Radsportler im Tal.
Wuppertal. Für ihn war systematisches Doping so normal wie „Reifen aufzupumpen“ oder „Wasserflaschen aufzufüllen“. Ohne Testosteron, EPO und Eigenblut sei es für einen „Wettkämpfer“ wie ihn „nicht möglich gewesen, zu gewinnen“. Das hat der einst erfolgreichste Radsportler aller Zeiten Lance Armstrong nun in einem großen TV-Interview zugegeben.
Diese Äußerungen des US-Amerikaners und die Frage, wie es zukünftig mit dem Radsport weitergehen soll, werden auch in den Wuppertaler Radsportvereinen heiß diskutiert. „Man hat gemerkt, dass Armstrong gut von seinen Anwälten vorbereitet wurde“, sagt Wolfgang Schreiber, Sprecher des Radbezirks Bergisch Land. „Er hat ganz bewusst niemanden beim Weltverband UCI belastet.“
Arno Theunissen, 1. Vorsitzender des Radclubs Gut Freund, hatte mit so einem Interview gar nicht mehr gerechnet. „Eigentlich wussten es alle, aber das Geständnis hat mich dann doch erstaunt“, sagt er. Negative Auswirkungen auf den Radsport gebe es seit Jahren. „Den Schaden, den Armstrong angerichtet hat, spürt heute leider bereits der Nachwuchs. Sponsoren für Jugend-Radrennen finden sich nur schleppend.“
Auch die 24-jährige Elitefahrerin Dorothee Janke vom RV Endspurt macht sich Sorgen um den Nachwuchs. „Ich hoffe, dass sich der Amateurbereich von den Skandalen erholt. Ohne Nachwuchs gibt es sonst keine Profis mehr.“ Markus Zaremba, Vorsitzender des RC Musketier 1968, ist dem professionellen Sport wegen der Doping-Vorgänge überdrüssig. „Der Profisport ist mir mittlerweile so gleichgültig, dass ich seit Jahren auch keine TV-Übertragungen mehr schaue“, sagt er. Der deutlich größere Teil des Radsports sei jedoch sauber — nämlich der Breitensport. Für Zaremba gehe es vor allem darum, dass der Nachwuchs sich Armstrong nicht mehr zum Vorbild nehme. „Auch Fahrer, die bei uns jahrelang ihre Leistungen gebracht haben, können Vorbilder sein. Für mich sind das die wahren Idole.“
Auf eine Art Neuanfang für ihre Sportart nach dem Armstrong-Interview hoffen alle Beteiligten. „Das könnte auch eine reinigende Wirkung haben“, sagt Wolfgang Schreiber. Das Image des Radsports habe insgesamt so stark gelitten, dass es nun einen Neuanfang geben könne.