Schwimmoper entfaltet erstmals ihre Arena-Atmosphäre

Sarah Poewe vergoldete am Freitag aus Wuppertaler Sicht einen begeisternden Veranstaltungstag auf dem Johannisberg.

Wuppertal. Es war vielleicht die eigentliche Wiedergeburtsstunde der Wuppertaler Schwimmoper als national anerkanntes Sportbad. Ohrenbetäubendes Gekreische und Jubel erfüllten am Freitag gleich im ersten der elf Finalrennen am Nachmittag den Schwimmtempel auf dem Johannisberg.

Das sachkundige Publikum, das zur Hälfte aus Schwimmern selbst und zur anderen Hälfte aus Zuschauern auf der gut gefüllten Osttribüne bestand, hatte ein feines Gespür für die Sensation.

Die schaffte der Hamburger Markus Deibler, als er über 200 Meter Kraul Weltrekordinhaber Paul Biedermann mit einer Wahnsinns-Angangszeit knackte und einen hauchdünnen Vorsprung bis ins Ziel verteidigte.

"Von echter Centre-Court-Atmosphäre sprach ein Offizieller des Deutschen Schwimmverbandes beeindruckt. Ralph Beckmann, Wuppertaler Schwimmsportkoordinator und als ehemaliger DSV-Cheftrainer in der Szene bestens bekannt, wusste nicht, worüber er sich mehr freuen sollte, über Deiblers große Leistung oder die gelungene Feuertaufe der Schwimmoper.

Schließlich war er es, der vor Jahren, als die Renovierung der Schwimmoper geplant wurde, mit dem DSV ausgehandelt hatte, das Bad anschließend möglichst für große nationale Schwimmveranstaltungen zu nutzen. Am Freitag sah er sich eindrucksvoll bestätigt.

Dass die Schwimmoper gut für schnelle Zeiten ist, hat sie bereits bewiesen, auch wenn am Freitag keine weiteren deutschen Rekorde fielen, was in Nach-Wunderanzug-Zeiten freilich auch nicht überraschen konnte.

Dafür, dass sie auch ein Bad mit Herz wurde, sorgte vor allem Olympiasiegerin Britta Steffen, die nach ihrem Sieg über 100 Meterfreundlich alle Autogramm- und Fotowünsche auf den Tribünen erfüllte.

Einen perfekten sportlichen Höhepunkt aus Wuppertaler Sicht lieferte dann auch noch Sarah Poewe. Über 100 Meter Brust holte sich die 27-jährige vom SV Bayer den Titel und zeigte dabei ihre ganze Cleverness. Nur als Viertschnellste war sie ins Finale geschwommen, ging dort aber schnell an und konnte so Caroline Ruhnau aus Essen auf Distanz halten.

In 1:06,94 Minuten war sie gut zwei Sekunden schneller als am Morgen gewesen. "Caroline gewinnt mit einer Länge Vorsprung", hatte Ruhnaus-Coach, Ex-Bayer-Trainer Henning Lambertz, da noch prognostiziert - und sich geirrt. "Toll, dass ich in meinem ersten Rennen vor heimischem Publikum gleich etwas an Wuppertal zurückgeben konnte", sagte Poewe, die seit acht Jahren für den SV Bayer schwimmt.

Dass sie die EM-Norm verfehlte, nahm sie nicht tragisch. "Vielleicht klappt es ja am Samstag über 50 Meter", blickte sie schon auf den heutigen Tag voraus.