Sportlerin der Woche Sera wächst an ihrer neuen Rolle

Seraphina Asuamah-Kofoh (17) gilt als großes Basketball-Talent. Im Zweitliga-Team des Barmer TV trägt sie unverhofft bereits viel Verantwortung.

Foto: Andreas Fischer

Dass sie meist die Kleinste auf dem Spielfeld ist, daran hat sich Seraphina Asuamah-Kofoh längst gewöhnt, auch wenn sie gerade erst dem Jugendalter entwachsen ist. Mit knapp 1,60 Metern hat sie selbst für eine Aufbauspielerin im Basketball eine nicht gerade typische Größe. „Ich versuche das mit Schnelligkeit wettzumachen, dadurch trickse ich die Großen aus“, sagt die 17-Jährige. Und tatsächlich werden bei ihren Gegenspielerinnen die Augen oft groß, wenn der Point-Guard des Barmer TV antritt.

„Sie ist mit Abstand unsere Schnellste und sehr talentiert. Ich wollte sie unbedingt haben“, sagt BTV-Trainerin Lilia Rachmakow. Sie hat „Sera“ wie alle sie in der Mannschaft nennen, vor der Saison ins Team zurückgeholt. Schon in der Saison 2014/15 hatte die als damals 15-Jährige unter Trainer Sascha Bornschein erste Zweitliga-Luft schnuppern dürfen. Nach einem Jahr beim Herner TC, wo sie sich im Regionalliga-Team und in der U17 weiterentwickeln sollte, ist sie nun zurück und muss plötzlich eine zentrale Rolle spielen.

Eigentlich wollte ich sie behutsam an die 2. Liga heranführen, doch nachdem sich Hannah Wischnitzki im ersten Spiel das Kreuzband gerissen hat, muss Sera als Pointguard viel Verantwortung übernehmen“, sagt Rachmakow. Heißt: Um die 30 Minuten Spielzeit erhält Serafina seitdem pro Partie im Achter-Mini-Kader des BTV, zu dem mit Frida Schmidt sogar noch eine 15-Jährige gehört.

„Ich muss noch lernen weniger Fehler zu machen“, sagt Asuamah-Kofoh selbstkritisch, „doch ich habe das Gefühl, dass es von Spiel zu Spiel besser wird.“ Akribisch versucht sie das umzusetzen, was ihr die Trainerin nach jeder Partie mit auf den Weg gibt.

„Als junge Spielerin darf sie noch Fehler machen, auch wenn es gegen Osnabrück ein paar zu viele waren, aber sie ist unglaublich ehrgeizig und lernwillig“, sagt Rachmakow. Trotz ihrer geringen Größe den Weg zum Korb zu suchen und Würfe zu nehmen, auch das gehört zu „Seras“ Aufgaben. Immerhin 28 Punkte hat sie in den jüngsten vier Zweitliga-Spielen erzielt.

Sport und vor allem Basketball bestimmen das Leben von Seraphina Asuamah-Kofoh. Als Riesentalent galt sie schon bei ihrem Heimatverein Recklinghausen, wo sie als Neunjährige entdeckt wurde. Bis zur U 17 spielte sie drei Jahre lange für Recklinghausen und dann Herne in der Jugendbundesliga und wurde mit 14 erstmals in den Nationalkader berufen.

Seit drei Jahren besucht sie das Sportinternat am Olympiastützpunkt in Wattenscheid. „Anfangs war es hart von der Familie wegzusein, inzwischen macht es viel Spaß dort“, sagt sie. Sie hat ihr eigenes Zimmer, bildet eine Wohngemeinschaft mit anderen jungen Sportlerinnen, vorwiegend Leichtathletinnen.

Zweimal die Woche gibt es morgens in der Schulzeit Zusatzeinheiten beim Landestrainer, und auch nach dem Unterricht, der meist gegen 16 Uhr endet, bestimmt der Sport den Ablauf. Viermal die Woche geht es zum Training nach Wuppertal, wobei die Bochumerinnen Wiebke Bruns, Elina Stahmeyer und Leonie Bleker sie in ihrer Fahrgemeinschaft mitnehmen.

Die Idee, vielleicht noch mit Zweitspielrecht weiter für Herne Jugend zu spielen, hat sie vor der Saison verworfen. „Das hätte zeitlich nicht mehr gepasst“, sagt Asuamah-Kofoh. So bleibt am Wochenende wenigstens ein Tag, um zu Hause bei Eltern und Schwester in Recklinghausen zu sein.

Wie die gesamte Mannschaft hofft die 17-Jährige aber zunächst am Samstag, dass es bei Eintracht Braunschweig endlich zum ersten Saisonsieg reicht (Beginn 17 Uhr). Den Druck im Kellerderby der beiden noch punktlosen Mannschaften gilt es für sie erst einmal zu verkraften. „Ich fühle mich weder als Küken noch schon als Erwachsene“, sagt sie zu ihrer Rolle im Team.