Volleyball: Jens Larsen dreht das Spiel

Mit 3:1 schlagen die Wuppertal Titans die Netzhoppers im DVV-Pokal. Im Viertelfinale geht es zum SCC Berlin.

Wuppertal. Es war ein Spiel, über das man noch in einigen Jahren sprechen wird. Nach dem von Oliver Gies verwandelten Matchball sank Jens Larsen in die Knie. Der Trainer der Titans hatte großen Anteil am Einzug der Wuppertaler in das Viertelfinale des DVV-Pokals. Doch beim 3:1 (27:25, 17:25, 25:21, 25:22)-Erfolg gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen schaffte der Coach das nicht mit taktischen Schachzügen am Spielfeldrand, sondern mit wilder Entschlossenheit und in kurzen Hosen am Netz.

Zweimal wechselte sich der 39-jährige Däne, der einst als Spieler zwei deutsche Meisterschaften in Wuppertal feierte, selbst ein. Und sowohl im dritten als auch im vierten Satz gab er damit seinen Team den entscheidenden Schub. Die Netzhoppers wirkten regelrecht geschockt und schlugen kein Kapital daraus, dass Larsen schon vor Jahren die Schuhe an den Nagel gehängt hatte und eigentlich auf diesem Niveau nicht mehr mithalten kann.

Die nur etwa 250 Zuschauer in der Bayer-Halle waren restlos aus dem Häuschen, als die Überraschung gegen den Tabellendritten der Volleyball-Bundesliga perfekt war. Zum Abschluss einer turbulenten Woche, in der das Projekt Wuppertal Titans in Gefahr geraten war, zeigten die Gastgeber ihre bisher beste Saisonleistung. Von Beginn an wurde um jeden Ball leidenschaftlich gekämpft und Druck auf den Gegner aufgebaut. Beste Punktesammler waren Peter Lyck und Oliver Gies, die wie die meisten ihrer Mitspieler im Vergleich zur 0:3-Schlappe in der Liga gegen den selben Gegner wie ausgewechselt wirkten.

"Wir hatten zwar einige Ausfälle. Doch das soll nicht wie eine Ausrede klingen, denn ich möchte die Leistung der Wuppertaler nicht schmälern", sagte Marco Culic, Trainer der Netzhoppers. Sein Kollege Jens Larsen wirkte inmitten des Jubels und Trubels nachdenklich. "Seit drei Jahren versuche ich als Trainer den Spielern die Botschaft rüberzubringen, wie bekloppt man sein muss, um solche Spiele zu gewinnen. Erst als ich neben ihnen auf dem Spielfeld stand, haben sie mich verstanden. Nun hoffe ich, dass wir am Mittwoch beim VCO Berlin diese Leistung und Leidenschaft auch ohne einen Jens Larsen auf dem Spielfeld bringen. Für uns gibt es im Abstiegskampf nur noch Vier-Punkte-Spiele", sagte der Coach der Titans.

"Das war krass, wie Jens das Ding gedreht hat. Das werde ich nie vergessen", sagt Peter Lyck, der von einem der "geilsten Momente" in seiner Karriere sprach. Titans-Manager Thorsten Westhoff offenbarte ähnliche Glücksgefühle, denn er hatte Larsen in die Rolle des Spielertrainers gedrängt. Noch mehr als der fehlerfreie Auftritt seines Chefcoachs dürfte ihn der Kampfgeist im Team erfreut haben. Symptomatisch die Leistung von Gerrit Zeitler, der nach seiner Einwechslung als Mittelblocker auftrumpfte. Auf dem Weg zur Integration des Neuzugangs scheinen die Titans einen großen Schritt weitergekommen zu sein.

Den eigenen Coach wird Zuspieler Gergely Chowanski dagegen in Zukunft nur noch selten in die Spielzüge einbinden. Larsen ahnte Schlimmes: "Morgen wird mir jeder einzelne Knochen schrecklich weh tun."