Beim WSV passt es nicht zusammen
Mit 1:2 (0:0) verlieren die Wuppertaler gegen SV Lippstadt. Zwei Gegentreffer in der Nachspielzeit — doch die Probleme liegen tiefer.
„Unfassbar, unterirdisch“. Wie schon vor einer Woche nach der 1:5-Niederlage bei Rot-Weiss Essen fielen die Kommentare vieler WSV-Fans nach der Heimniederlage gegen den Aufsteiger SV Lippstadt 08 knapp und drastisch aus. Ein extrem früher Gegentreffer gegen Essen und zwei extrem späte Gegentore gegen Lippstadt vermasselten dem Wuppertaler SV den Saisonstart.
Waren es Konzentrationsfehler, war es Schlafmützigkeit oder einfach nur Pech? Möglicherweise war es eine Mischung aus allem, die den Ambitionen des WSV einen gehörigen Dämpfer verpasste. Doch das eigentliche Problem nach drei Spieltagen ist ein anderes: Beim neuformierten WSV passt vieles nicht zusammen, eine funktionsfähige Stammformation zeichnet sich noch nicht ab, obwohl WSV-Trainer Christian Britscho sein Team nach dem Debakel in Essen gleich auf mehreren Positionen umgestellt hatte.
Sein Plan war gut, aber er funktionierte nicht, weil über 90 Minuten und die fatalen zwei Minuten in der Nachspielzeit die Fehlerquote zu hoch war. Die Probleme gehen vom Abwehrzentrum aus, wo neben Tjorben Uphoff auch nach dem dritten Spieltag noch der zweite stabile Innenverteidiger gesucht wird. Britscho beorderte Gino Windmüller aus dem zentralen defensiven Mittelfeld in die Abwehr und löste damit ein Stühlerücken auf mehreren Positionen aus. Dennis Malura wechselte auf die linke Abwehrseite, Gaetano Manno übernahm Windmüllers Rolle im zentralen Mittelfeld. Auf Mannos Position hinter Angreifer Christopher Kramer kam Kamil Bednarski zum ersten Einsatz über die komplette Spielzeit. Alle genannten Spieler kamen mit ihrer neuen Rolle nicht zurecht. Gino Windmüller wirkte in einigen Abwehraktionen alles andere als souverän, Dennis Malura brachte als Rechtsfuß über links keine Flanke vor das Tor, Gaetano Manno gelang es nicht, das Spiel von hinten aufzubauen, und an Kamil Bednarski lief die Partie weitgehend vorbei.
Da bis auf Jonas Erwig-Drüppel vor der Pause kein Wuppertaler überzeugen konnte, blieben herausgespielte Chancen Mangelware. Der WSV tat sich gegen den insgesamt bieder aufspielenden und im Angriff harmlos wirkenden Aufsteiger sehr schwer. Nach der Pause gab es sogar Pfiffe für die in vielen Abwehraktionen konfus wirkenden Gastgeber.
Druckvoller wurden die Angriffe des WSV erst mit den Einwechslungen von Enes Topal und Marco Cirillo. Topal aktivierte Silvio Pagano, mit dem er nun schön über die rechte Seite inszenierte. Nach einer Ecke scheiterte Bednarski mit einem Kopfball an Lippstadts Keeper Balkenhoff. Zwei Minuten später war der Torhüter bei einem Flugkopfball von Christopher Kramer wieder zur Stelle.
Nun gelangen dem endlich Kombinationen über mehrere Stationen, gefährlich wurde es zumeist über die rechte Angriffsseite, während Erwig-Drüppel über links bei seinen Mitspielern etwas in Vergessenheit geriet.
In den Schlussminuten brachte Britscho den lange verletzten Kevin Hagemann, der sofort einen Freistoß in aussichtsreicher Position herausholte. Wie bei vielen Freistößen und Ecken zuvor machte der WSV aber nichts daraus. Die nächste Aktion von Hagemann führte zur Ecke und im Nachsetzen zum Führungstreffer durch einen Kopfball von Windmüller (87.) nach einer Topal-Flanke. Was dann passierte, wird keiner der Zuschauer so schnell vergessen. So wie einst die Bayern im Finale der Champions League gegen Manchester United kassierte der WSV zwei Gegentreffer in der Nachspielzeit. Beim ersten Gegentor halfen Tjorben Uphoff mit einer missglückten Kopfballabwehr und Torhüter Sebastian Wickl mit einer verunglückten Faustabwehr kräftig mit, beim Siegtreffer der Gäste durch Janik Brosch war Wickl aber machtlos. „Bei diesem Gegentreffer gab es gleich mehrere Möglichkeiten ihn zu verhindern“, sagte Cristian Britscho, der schon am Sonntag sein Team zur Videoanalyse bat.