Gastronomie Chancen auf mehr Außengastronomie im Luisenviertel?
Wuppertal · Nach einem Treffen von Gastronomen, Ordnungsamt und Anwohnern sollen jetzt Möglichkeiten ausgelotet werden. Doch es gibt auch Kritik.
Für die Gastronomen an der Luisenstraße wird es knapp. Das Saisonende für Außengastronomie ist gegen Ende September. Die Zeit, die corona-bedingten Verluste auszugleichen, schwindet. Wie es aussieht, werden viele, die ihre Flächen an der frischen Luft vergrößern wollen, das nicht ohne Weiteres können. Das ist das Ergebnis eines Ortstermins im Viertel mit Vertretern der IG Luisenstraße, der Gastro-Betriebe, des Ordnungsamts, der Feuerwehr und der Anwohnerschaft.
Der Rat hatte kürzlich beschlossen, dass es möglich sein soll, Parkplätze zu Gastro-Flächen umzuwidmen. Das hatte das „Schimmerlos“ an der Friedrich-Ebert-Straße nach einigem Hin und Her kürzlich machen können – was die Hoffnung auch bei anderen Gastronomen weckte. Zudem stimmte die Politik dafür, dass in diesem Jahr die Nutzungsgebühren für Außengastronomie wegfallen, wie von der Stadt vorgeschlagen.
Jörg Eckhardt Kuznik, Vorsitzender der IG Luisenstraße, erklärte im Anschluss an das Treffen am Donnerstag gegenüber der WZ, die Gastronomen seien frustriert und „sehr enttäuscht“. Denn Möglichkeiten zur Erweiterung seien sehr beschränkt, die formalen und bürokratischen Hürden dafür sehr hoch.
Sechs Gastronomen seien dabei gewesen. Für drei habe man direkt die Möglichkeit gesehen, dass sie ihre Flächen auf anliegenden Parkplätzen vergrößern: Allerdings, so Kuznik, kämen dafür Kosten auf sie zu. Sie müssten die Konzession ändern – was etwa 300 Euro kosten dürfte. Außerdem müssten sie die Parkplätze eben umbauen. Das rechnet sich nicht für alle.
Letztendlich profitieren könnte das „beatzundkekse“. „Die Signale waren positiv“, sagt Frank Stausberg, auch wenn es noch kein offizielles Ergebnis gebe. Aufgrund der Abstandsvorgaben hat er aktuell nur vier statt vorher sieben Tische draußen zur Verfügung. Nun könnte eine Parkfläche wegfallen und es gebe mehr Platz.
Für Diskussionen könnte noch sorgen, dass laut Kuznik die Stadt, bevor erweitert werde, noch die Zustimmung der Anwohner einholen will. Die Stimmung beim Termin war, so sagen Anwesende, schon etwas angespannt. Hintergrund ist, dass einige Anwohner, die zum Teil schon seit Jahrzehnten – bevor das Luisen- zum Kneipenviertel wurde – dort leben, bereits seit langem über Lärm im Viertel klagen. Deren einfache Rechnung: Mehr Gastronomie draußen gleich noch mehr Lärm.
Eine Anwohnerin, die zwar nicht beim Treffen war, die Situation aber seit Jahren kennt, bestätigt diese Sorge. Schon die vergangenen Wochenenden habe der Lärm wieder zugenommen. Das Luisenviertel sei nun mal auch Wohnquartier. „Ausgehen ja, aber nicht Partymachen“, appelliert sie an die Besucher.
Sorge der Anwohner: Aus temporär wird dauerhaft
Das Luisenviertel sei „wie ein Kuchen“. Alteingesessene Anwohner, Eigentümer und „kleine“ Einzelhändler „haben aus den vorhandenen Zutaten, obwohl sie nicht mehr gut waren, einen schönen und leckeren Kuchen gebacken. Die Stadt wollte diese Zutaten eigentlich entsorgen. Nun, der gelungene Kuchen schmeckte sehr gut und versorgte ca. 40 Jahre lang alle gleichmäßig und gut“, so die Anwohnerin. „Jetzt will ihn seit ein paar Jahren jeder haben, vor allem die Gastronomie will das Sahnestück und immer mehr und mehr.“ Die kleinen, Inhabergeführten Läden, die alten Bewohner und die alten Eigentümer gingen leer aus. Stadt und Politik „gehen nicht fürsorglich mit unserer Straße um“.
Sie könnte allerdings mit einer temporären Erweiterung der Außengastronomie leben. Sie wisse aber von einigen Nachbarn, dass diese befürchten, dass aus temporär doch dauerhaft werde. Das wolle man aber gar nicht, betont zum Beispiel Stausberg. Es gelte nur, solange das Kontaktverbot gelte, also Abstände einzuhalten sind. Das hätte ja die Politik auch so vorgegeben.
Die Stadt gibt sich auf WZ-Anfrage zurückhaltend, aber gesprächsbereit. „Wir können bestätigen, dass es einen Ortstermin in der Luisenstraße gegeben hat“, heißt es aus dem Rathaus. „In einigen Fällen konnten positive Signale für die Erweiterung der Außengastronomie gegeben werden. Zu den Anträgen, bei denen noch keine positive Rückmeldung gegeben werden konnte, soll es in der kommenden Woche einen weiteren Abstimmungstermin geben.“