Wuppertal Marianna Zorbá: Zwölf Punkte für die Liebe
Die Griechin lebt seit 2010 in Wuppertal und unterrichtet Musik an vier griechischen Grundschulen in NRW. Was kaum einer ihrer Schüler weiß: Vor 19 Jahren vertrat sie Griechenland beim Eurovision Song Contest.
Wuppertal. „Dass ich auf dieser Bühne stand, war nicht unbedingt so geplant“, erzählt die 49-Jährige. Sie ging in Griechenland zu einem Casting, ohne sich Chancen auszumalen. Ein Mann war jedoch sofort Feuer und Flamme für die Sängerin: Manolis Manouselis, der Komponist des griechischen Beitrags zum Wettbewerb. „Hórepse“, zu Deutsch „Tanzen“, hieß der Song, mit dem Marianna Zorbá antrat.
Damals war der Wettbewerb noch etwas anders als heute. „Die Teilnehmer sangen in ihrer Landessprache und die Musik kam noch nicht vom Band“, erinnert sich die Musikerin. Zwar durften die Künstler in dem Jahr zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte des Wettbewerbs auch zu einem Playback singen, doch Gebrauch machten davon nur vier Teilnehmer; darunter die deutsche Sängerin Bianca Shomburg — natürlich mit einer Ralph-Siegel-Komposition. Das Playback hat ihr übrigens nicht geholfen: Platz 18 von 24 war das Ergebnis.
Die Griechin landete etwas weiter vorne auf Platz 12. Doch wichtiger als die Punkte, das Ergebnis oder gar der Sieg war ihr an diesem Abend etwas Anderes: der Heiratsantrag ihres damaligen Komponisten und Lebensgefährten Manolis. Nur zwei Monate später waren die beiden verheiratet, bald darauf erblickte ihr Sohn Petros das Licht der Welt, zwei Jahre später sein Bruder Paris.
„Es war aber nicht so, dass ich meine musikalische Karriere für die Familie geopfert habe“, versichert sie. „Aber: Eine Teilnahme beim Eurovision Song Contest bedeutet nicht automatisch, dass die große Popkarriere winkt.“ So bekam sie keinen großen Plattenvertrag in ihrer Heimat Griechenland, worüber sie heute aber weder traurig noch enttäuscht scheint.
Im Gegenteil: Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie 2002 das Duo „Notios Anemos“, mit dem sie verschiedene Auftritte hatte und auch ein Album aufnahm. „Mir ging es nie darum, ein Star zu werden. Die Musik an sich war mir wichtiger. Und dass ich dabei noch Zeit mit meinem Mann verbringen kann, ist umso besser.“
2010 bot sich für das Paar die Gelegenheit, nach Deutschland auszuwandern. Seitdem übt Marianna den Beruf als Musiklehrerin an den griechischen Grundschulen in Dortmund, Bielefeld, Wuppertal und Düsseldorf aus. In ihrer neuen Heimat treten sie gemeinsam bei Festivals und manchmal in griechischen Lokalen auf.
Erkannt wird sie übrigens auch von Landsleuten nicht. Aber die ESC-Fangemeinde hat sie nicht vergessen: Auf der jährlichen Party des „Eurovision Club Germany“ wird sie Ende November in Köln noch einmal ihren Song „Horépse“, aber auch andere griechische Beiträge des Contest, vor ausverkauftem Haus im Gloria-Theater präsentieren.
Den ESC schaut sie übrigens beinahe jedes Jahr im Kreis ihrer Familie, ganz privat und ruhig zu Hause. „Leider klingt es heute so, als würden alle Länder ein und dasselbe Lied singen“, bedauert sie den Wandel vom Folklore- zum Popwettbewerb. „Wenn die Künstler wenigstens in ihren Muttersprachen singen würden, fände ich das schöner und abwechslungsreicher.“ Trotzdem mag sie den friedlichen, musikalischen Wettstreit und denkt auch gerne an „ihren“ ESC in Dublin zurück — auch wenn sie heute nicht mehr antreten würde. „Es war eine tolle Erfahrung — nicht nur wegen des Heiratsantrages.“