Mehr als 250 Wuppertaler wollen das Thema Armut angehen

Beim ersten Treffen für das vom Oberbürgermeister ausgerufene Bündnis diskutierten Bürger und Fachleute.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. An Schultischen saßen am Donnerstagabend viele Wuppertaler und tauschten ihre Gedanken zu Arbeitslosigkeit und Suchterfahrung, zum Miteinander von Wuppertalern und Zuwanderern, zu Altersarmut und Schwierigkeiten von Familien aus. Es ging um Erfahrungen und mögliche Lösungsansätze für Probleme. Zahlreiche Ideen kamen zusammen.

Zum „Bündnis gegen Armut - für soziale Gerechtigkeit“ hatte Oberbürgermeister Andreas Mucke aufgerufen. In einer Ansprache in der vollbesetzten Aula der St. Laurentiusschule erklärte er, warum ihm das wichtig ist.

In Wuppertal seien 80.000 Menschen arm, weil sie ein Einkommen von weniger als der Hälfte des Durchschnitts haben. Das sei fast jeder Vierte. Und bei den Kindern wachse sogar jedes dritte in Armut auf. „Das dürfen wir nicht zulassen!“, forderte Mucke. Dieses Problem müsse die gesamte Gesellschaft angehen: „Wenn wir die Aktivitäten bündeln, können wir mehr erreichen.“

Sozialdezernent Stefan Kühn erläuterte, dass Wuppertal in der Vergangenheit fast ein Drittel seiner Arbeitsplätze verloren hat. Von 15 000 neu entstandenen Arbeitsplätzen seien 13 000 keine Vollzeitarbeitsplätze. Es gebe bereits viele Ansätze auch bei der Stadt, doch es brauche noch mehr. Dass so viele Menschen zu dem Treffen gekommen sind, sei „ein deutliches Zeichen“.

Anschließend teilte sich das Publikum in sechs Arbeitsgruppen auf. In Klassenzimmern sammelten sie Ideen und Gedanken zu den Themen Kinder- und Jugendarmut, Armut von Familien, Armut mit und ohne Arbeit, Armut bei Migration und Flucht, Altersarmut und Armut von Menschen in besonderen Lebenslagen.

Da saßen Sozialarbeiter aus den Fachabteilungen von Stadt und Wohlfahrtsverbänden, Bürger aus Initiativen und Vereinen sowie engagierte Betroffene zusammen. „Ich habe gemerkt, dass es schwer ist, herauszufinden, wo es welche Hilfe gibt“, berichtete ein Teilnehmer. Die Ausgrenzung bestimmter Menschen machte vielen Diskutanten Sorgen.

Fehlende Arbeit drücke aufs Selbstbewusstsein, beschrieben die einen, eine andere Stimme betonte, sie fühle sich trotz Arbeitslosigkeit gut eingebunden. Und beim Thema Migration gab es den Vorschlag, dass in Bürger- und Sportvereinen ein Migrationsbeauftragter Zuwanderer gezielt anspricht.

Diese und andere Vorschläge wurden anschließend auf dem Podium vorgetragen. „Wichtig war vielen, dass Hilfe frühzeitig, unbürokratisch und vor Ort in den Quartieren stattfindet“, berichtete Moderatorin Alexandra Szlagowski. Patensysteme wurden vorgeschlagen.

Die Gruppenmoderatoren werden die Beiträge auswerten und Verfahrensvorschläge an die jeweiligen Teilnehmer mailen, damit es nach den Ferien weitergehen kann. Einzelne Gruppen wollen sich sogar schon eher treffen. „Ich bin überwältigt von der Teilnehmerzahl“, freute sich Mucke. Das zeige, dass vielen das Thema wichtig ist. „Mit langem Atem werden wir es schaffen.“

Weitere Engagierte sind willkommen und können sich bei Koordinator Daniel Enkhardt unter Telefon 563-2840 melden.