Migranten büffeln Deutsch

Ein Sprach-Projekt der VHS hat bei den Schülern der Else-Lasker-Gesamtschule Erfolg.

Wuppertal. „Das war supereinfach!“ Die Schüler strahlen. Vier Wochen lang haben sie eifrig gebüffelt — doch nicht etwa für eine normale Schularbeit, sondern für den B1-Test der Telc (siehe Kasten). Normalerweise dient dieser Test „Deutsch als Fremdsprache“ dazu, die Deutschkenntnisse von ausländischen Jugendlichen zu prüfen. Doch nun absolvierten ihn Achtklässler mit Migrationshintergrund der Gesamtschule Else-Lasker-Schüler.

Barbara Simoleit, Fachbereichsleiterin Deutsch als Fremdsprache bei der Volkshochschule, kam auf die Idee: So sollten die Jugendlichen, die in Deutsch in der Schule meist nur mäßige Noten einheimsen, sehen und auch anderen Menschen zeigen können, dass sie von Deutsch durchaus etwas verstehen. Der Erfolg ist überwältigend: alle 13 teilnehmenden Schüler haben ihn mit Note eins oder zwei bestanden und hatten noch dazu richtig viel Spaß dabei. „Wenn mir langweilig war, habe ich Deutsch geübt - ich wollte, dass meine Mutter stolz auf mich ist“, erzählt Nechirvan. „Jeder wollte den Telc-Test unbedingt bestehen“, berichtet Celina. Dafür haben selbst Kinder, die sonst wenig Spaß am Lernen haben, das Vorbereitungsheft durchgearbeitet. „Auch die Klassengemeinschaft hat dadurch profitiert — Kinder ohne Migrationshintergrund haben den anderen geholfen und manche Arbeiten korrigiert“, sagt die Lehrerin Marina Palm.

Am liebsten hätten alle Kinder mit Migrationshintergrund — 25 von 29 Schülern der Klasse — den Test absolviert. Doch dazu reichte das Geld nicht. Jetzt überlegt die Klasse, woher sie Geld bekommen kann, damit das nächste Mal alle teilnehmen können; denn sie alle wollen nun den nächsthöheren Test B2 schaffen.

Das Geheimnis: Zum einen betrachteten die Schüler (und auch die Eltern) den von außerhalb gestellten Test als größere Herausforderung als eine normale Klassenarbeit und entwickelten mehr Ehrgeiz. Zum anderen bedient sich das Konzept verschiedener Methoden. „Wir haben auch Theater gespielt“, erinnert sich Mehmet. Oder die Schüler mussten unter Kleinanzeigen passende heraussuchen — eine einfache und ansprechende Aufgabe, die sie zu längeren Texten motivierte.

Im schriftlichen Test mussten die Schüler Briefe schreiben, Fragen zu einem Radio-Interview beantworten und Wörter in Texte einfügen. Am nächsten Tag zeigten sie in einer mündlichen Prüfung, dass sie sich gut ausdrücken können. „Die Betreuer haben uns angelächelt — das hat motiviert“, sagt Mazlum. Schüchterne Schüler haben so mehr Selbstvertrauen bekommen, und einige haben den Zugang zu den gehobeneren E-Kursen geschafft. Nur wer in Deutsch den E-Kurs hat, kann das Abitur anstreben — nun haben die letzten in der Klasse diese Hürde geschafft.