Mit dem Segen von Papst Benedikt
Wuppertaler Pilger könnten zum Vorbild für viele andere Städte werden
Wuppertal. Wohlbehalten sind die über 320 Pilger aus Wuppertal mit Bussen und Flugzeugen aus Rom zurückgekehrt. Sie haben mit ihrer Wallfahrt ein Stück Wuppertaler Stadtgeschichte geschrieben und vielleicht auch ein kleines Kapitel Kirchengeschichte. Denn die Idee, dass sich die Christen einer Stadt unabhängig von ihrer Konfession gemeinsam auf die Reise zur Grabstätte ihres Stadtpatrons in Rom aufmachen, könnte Schule machen.
"Heiliger Vater, herzliche Grüße und unsere Gebetswünsche für Sie aus Wuppertal. Wir sind hier auf einer Stadtwallfahrt zum Heiligen Laurentius, der Stadtpatron Wuppertals ist." Mit diesen Worten hatte Stadtdechant Bruno Kurth Papst Benedikt die Wuppertaler Delegation kurz vorgestellt. "Das ist gut. Sagen Sie allen herzliche Grüße", lautete die Antwort von Papst Benedikt, zu dessen Audienz sich an diesem Tag etwa 40000 Besucher auf dem Petersplatz zusammengefunden hatten.
Unter den Tausenden war es nur einigen Auserwählten vergönnt, dem Papst im Anschluss an die Audienz Auge in Auge unter dem päpstlichen Baldachin zu begegnen. Neben Stadtdechant Bruno Kurth wurde diese Ehre auch Bezirksbürgermeisterin Christel Simon, die Oberbürgermeister Peter Jung vertrat, und dem Beigeordneten Matthias Nocke zuteil.
"Wir haben 45 Minuten in einer langen Schlange gewartet, wie man uns später gesagt hat. Doch da kam ganz sicher keine Langeweile auf", berichtete Matthias Nocke, der genau wie Christel Simon erst kurzfristig davon erfahren hatte, dass er den Papst treffen werde. "Als ich davon erfahren habe, da habe ich das erste Mal Magendrücken bekommen", sagte Christel Simon. Das habe sich aber später schnell gelegt, denn "der Papst lachte uns sehr liebevoll an, als wir ihm vorgestellt wurden."
Hilfreich war für die Wuppertaler , dass sie in Joachim Kardinal Meisner einen einflussreichen Fürsprecher hatten. Kardinal Meisner und Oberbürgermeister Peter Jung hatten als Schirmherren der Wallfahrt von Beginn an Stadtdechant Kurth in der Umsetzung seiner Idee gestützt. Neben seiner ersten direkten Begegnung mit dem Papst wird für den Stadtdechanten vor allem das Pontifikalamt in der Basilika San Lorenzo fuori le mura in besonderer Erinnerung bleiben.
An diesem Morgen schienen sich alle Komponenten nahtlos zusammen zu fügen. So bot die im 6. Jahrhundert erbaute Basilika, in der sich die Grabstätte des Wuppertaler Stadtpatrons Sankt Laurentius befindet, gerade so viele Plätze, wie für Pilgerschar aus Wuppertal erforderlich war. Für den extra zusammengestellten Chor, der aus Mitreisenden gebildet wurde, fand sich ein idealer Platz auf der Empore neben dem Organisten Thorsten Pech.
Und selbst Kardinal Meisner ließ es sich bei seiner Predigt trotz seiner bald 80 Lebensjahre nicht nehmen, auf die historische Kanzel zu klettern, die ganz gewiss nicht der deutschen Bauordnung entsprechen dürfte. "In keiner anderen Kirche bin ich so viele Treppen gestiegen", sagte der Kardinal nach dem Gottesdienst schmunzelnd.
Der Schirmherr selbst war nach dem Gottestdienst in einer ausgezeichneten Stimmung, denn das Gemeinschaftserlebnis hatte ihn wie alle anderen Teilnehmer beseelt. "In Rom ist die christliche Botschaft immer ursprünglich. Man ist hier wirklich am Ursprung, an den Wurzeln", sagte Meisner. Die Wuppertaler Stadtwallfahrt sieht Kardinal Joachim Meisner als Pilotprojekt für andere große Gemeinden. Ich hoffe, dass es Schule macht. Eine auf der Stelle sitzende Kirche ist im Neuen Testament nicht vorgesehen."