Reise zu den eigenen Wurzeln
Die katholische Kirche steht in der Kritik. Enorm viel Vertrauen ist durch die Missbrauchsskandale und deren zögerliche Aufarbeitung verloren gegangen. Die Zahl der Kirchenaustritte ist groß. In diesen Zeiten wirkt eine Stadtwallfahrt fast schon wie ein Anachronismus.
Doch man kann sie auch als einen mutigen Schritt gegen den Strom ansehen, denn die Kirche - ob katholisch oder evangelisch - wird neue Wege einschlagen müssen, wenn sie hierzulande nicht zu einer nostalgischen Minderheit schrumpfen soll. "Das hier ist keine Nostalgie", hatte Kardinal Meisner den Gläubigen in seiner Predigt in Rom zugerufen, und auf die Ausrichtung des Glaubens auf die Zukunft hingewiesen.
In diesem Sinne hat der christliche Glaube schon bei der Stadtgründung Elberfelds vor 400 Jahren eine entscheidende Rolle gespielt. Wer es vergessen hat, der muss sich nur das Wuppertaler Stadtwappen ansehen, auf dem das Rost des Heiligen Laurentius abgebildet ist. Die Wuppertaler haben sich mit der Pilgerfahrt nach Rom nun "ihren Mitbürger" Laurentius zurückerobert. Und der Stadtpatron gehört wie die Laurentiuskirche oder der Laurentiusplatz zur Identität dieser Stadt. Und wer über eine starke Identität verfügt, der muss auch nicht die Angst vor dem Fremden fürchten, sondern kann sich mehr darauf konzentrieren, was er denn selbst glaubt oder glauben will. Und darauf haben die Wallfahrer eine Antwort gefunden.