Müllers Marionettentheater: 30 Jahre am seidenen Faden
Müllers Marionettentheater feierte seinen Geburtstag mit einer Revue für ältere Kinder und Erwachsene.
Elberfeld. Wo sonst hauptsächlich Kinderaugen zum Strahlen gebracht werden, waren auch Erwachsene am Mittwochabend schnell in den Bann der tanzenden und singenden Puppen gezogen. Erwartungsvoll sitzen die Besucher auf ihren Plätzen, schauen auf die kleine Bühne von Müllers Marionettentheater. 30 Jahre gibt es das kleine Theater schon, seit 20 Jahren hat es seinen festen Sitz am Neuenteich. Eine Institution für Wuppertal, für die auch Oberbürgermeister Jung die passenden Worte findet: „Wir sind stolz, dass wir Sie in Wuppertal haben.“
Vor allem für Kinder ist es in der heutigen Zeit etwas ganz Besonderes, wenn nicht durch Fernsehen und Computerspiele, sondern durch die Verlangsamung beruhigt und unterhalten wird. Auch Günther Weißenborn, der das Theater mit seiner Frau ins Leben gerufen hat, ist dankbar für die Unterstützung, die das kleine Theater bekommt. Seine Stimme bricht, als er sich bei Marlies und Peter Osterritter für die andauernde Förderung in Form von mietfreien Räumen, bedankt.
Weißenborns begeistern mit ihren Marionetten Kinder und Erwachsene gleichermaßen — und auch im Publikum ist die Vorfreude auf das einstündige Varieté-Programm groß. Eine Reise durch 30 Jahre Müllers Marionettentheater steht an — darunter tanzende Schuhe, rappende Fische, Szenen aus Opern und träumend, singende Puppen wie in „Singing´ in the rain“ oder ein portraitzeichnender Bär.
Mucksmäuschenstill ist es, als die einsame Marionette von ihrem Stuhl fällt, mühevoll zu einem Spiegel kriecht und versucht, sich aufzurichten. Erst als Menschenhände, die ihr über die Beine streichen, sie liebevoll aufrichten, gelingen der Puppe die ersten Schritte allein. Andächtig lauscht das Publikum, nur einige Autos sind von der Straße aus zu hören. Noch etwas schleppend geht die Marionette von der Bühne. Applaus brandet auf — um kurz darauf einigem Erstaunen zu weichen, als sich auf einmal eine freizügige Marionette auf einem Bett räkelt.
Lasziv bewegt sie sich, singt dabei — und reißt sich den BH vom Puppenkörper. Auch das kann Puppentheater sein. Zwei Zugaben müssen die Marionettenspieler geben, bis das Publikum mit leuchtenden Augen alle Beteiligten des kleinen Marionettentheaters feiert. Eine Stimmung, wie sie besser nicht sein könnte an einem 30. Geburtstag.