Müllers Marionettentheater: Das kleine Wunder von Wuppertal wird 35
Müllers Marionettentheater feiert mit einer Ausstellung in der Stadtsparkasse seinen Geburtstag. Es ist aus Wuppertal nicht mehr wegzudenken, sagt OB Andreas Mucke.
Theaterleute sind gefühlvolle Menschen. Wer jemals Günther Weißenborn hat erzählen hören, der weiß das. Der Chef von Müllers Marionettentheater am Neuenteich berichtete am Mittwochabend in der Stadtsparkasse von der märchenhaften Geschichte eines Unternehmens, das im Zeitalter von Twitter und Snap Chat dermaßen aus der Zeit gefallen zu sein scheint, dass seine standhafte Existenz im Jahr 2018 einem Wunder gleichkommt.
Wahrscheinlich ist Weißenborn sich dessen sehr bewusst. Und gewöhnt ist er es auch. Seiner Frau Ursula und ihm selbst sind seit 1988 in Wuppertal so viele glückliche Zufälle begegnet, dass es schon keine Zufälle mehr sein können. Der Theatermacher berichtete dem Publikum in der ausverkauften Halle des Sparkassenturms am Islandufer von der Zeit des Marionetten-Theaters im Opernhaus. Drei Jahre hätten die Behörden geduldet, dass die Puppen dort auftraten und dabei alle Augen zu gedrückt. Die Stadtverwaltung war nach dem Umzug in eine ehemalige Gaststätte am Neuenteich bei bis zu 90 Gästen im Theatersaal mit der Ausweisung von sechs Parkplätzen zufrieden.
Günther Weißenborn über Müllers Marionettentheater
Heute wäre das undenkbar. Die Familie Osterriter stellte und stellt dem Theater die Räume am Neuenteich mietfrei zur Verfügung. Und als die Gaststätte zum Puppentheater umgebaut wurde, fanden sich Handwerker und Unternehmer, die dafür die Kosten übernahmen. Davon erzählte Weißenborn und konnte Tränen kaum zurückhalten. „Wuppertal hat uns immer sehr geholfen“, sagte er dankbar.
Es war also ganz offensichtlich eine gute Entscheidung, nach fünf Jahren in Bremen mit dem Marionettentheater an die Wupper zu ziehen. Das attestierte auch Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) den Weißenborns und ihren heute mehr als 600 Marionetten. Mehr als 30 000 Menschen, davon 15 000 in Wuppertal besuchen die Aufführungen des Theaters. „Sie sind ein Kulturbotschafter unserer Stadt und aus Wuppertal nicht mehr wegzudenken“, sagte Mucke.
Dass auch der Schweizer Konsul Thomas Casura Glückwünsche überbrachte, ist kein Zufall. Ursula Weißenborn ist Schweizerin und es scheint üblich zu sein, dass die Eidgenossen die Geschicke ihrer Kulturschaffenden im Ausland verfolgen. Casura stellte augenzwinkernd einige Parallelen zwischen dem Marionettentheater und der Schweiz her. „Präzision bis hin zur Borniertheit — ich meine die Schweiz“, attestierte er der Bühne und dem Staat. Dass vermeintlich Kleines große Wirkung und großen Einfluss haben kann, maß Casura ebenfalls dem Puppenspiel uns seiner Heimat zu. Und da der Konsul aus früheren Begegnungen wusste, dass Günther Weißenborn ein großer Weinkenner ist, brachte Casura zum Geburtstag edle Tropfen auf der Schweiz mit, nicht nur für Weißenborns, sondern für alle Gäste im Sparkassenturm. „Das erhöht meine Popularität, das macht man halt so“, witzelte der Diplomat.
Die Geschichte von Müllers Marionettentheater am Neuenteich geht weiter. „35 Jahre sind schon sehr ordentlich“, sagte Weißenborn zwar. Aber die das Interesse an den Helden an Fäden und an jenen, die an diesen Fäden ziehen, scheint in Wuppertal ungebrochen zu sein. Wen die Zuschauer in Müllers Marionettentheater kennenlernen können, ist noch bis einschließlich 28. Juni zu den Geschäftszeiten der Sparkasse am Islandufer zu sehen. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, entdeckt Stars der eigenen Kindheit, aber auch wunderbare Arbeiten von Ursula Weißenborn. Sie stellt seit jeher die Puppen von Müllers Marionetten-Theater her.