Naturschutz Nabu ruft für das Wochenende zum Zählen der Vögel auf: So können Wuppertaler mitmachen

Wuppertal · Wuppertaler Naturschützer wollen besonders den Spatz in den Blick nehmen.

Bei der Stunde der Wintervögel 2024 blickt der Nabu Wuppertal besonders interessiert auf die Zählung des Haussperlings, der auch als Spatz bekannt ist. Sein Bestand ist gefährdet.

Foto: Dominic Stuhl

Ältere erinnern sich noch daran, dass der Spatz einst ständiger Begleiter auf Caféterrassen war, kleine Vogel-Scharen die Kuchenkrümel vom Boden oder auch vom Tisch pickten, ihr „Tschilp“ draußen jederzeit zu hören war. Die Zeiten sind vorbei, denn die Zahl der Spatzen ist seit den 1950er-Jahren in unseren Breiten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Deshalb will die Wuppertaler Stadtverband des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) diesen Vogel bei der anstehenden Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ besonders in den Blick nehmen.

Bundesweit sind Interessierte aufgerufen, von Freitag bis Sonntag, 5. bis 7. Januar, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Durch die Aktion lässt sich die Veränderung im Vogelbestand über Jahre verfolgen und feststellen, wie sich Witterungsbedingungen, Klimakrise oder Veränderungen in der Landwirtschaft auswirken.

„Wir nutzen ein standardisiertes Verfahren, das sich besonders gut auswerten lässt“, erklärt Lorenz Hillen, Vogelfachmann beim Nabu Wuppertal. So ließen sich Bestände auch lokal gut vergleichen. Demnach ist die Stunde der Wintervögel „Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion“.

In Wuppertal waren im vergangenen Jahr 185 Vogelbeobachter dabei. Sie haben in 191 Gärten gezählt und dabei 5250 Vögel gesehen. In den Coronajahren davor war die Beteiligung noch wesentlich höher: Im Rekordjahr 2021 haben 553 Menschen in Wuppertal mitgezählt. Unabhängig von Corona stellt Lorenz Hillen über die Jahre ein stetiges Wachstum der Aktion fest. „Das spiegelt auch den Zuwachs beim Nabu“, sagt er. In Wuppertal kämen derzeit erfreulich viele junge Leute dazu, 745 Mitglieder zählt der Stadtverband aktuell.

Teilnahme auch ohne Vorkenntnisse möglich

Die Zählungen der letzten Jahre zeigen, dass sich die Meisenarten „sehr gut schlagen“, die Elstern sich vermehren, der Bestand an Buchfinken und Rotkehlchen etwa gleich bleibt. Einigen „Allerweltsarten“ wie dem Spatz gehe es heute schlechter als früher, sagt Lorenz Hillen, auch wenn der Bestand derzeit nur leicht zurückgehe oder stagniere. Die großen Verluste habe es ab den 70er-Jahren gegeben. „Aber das hat erst kaum jemand bemerkt“, erklärt Hillen. Der Spatz war zwar bei der Stunde der Wintervögel 2023 die vierthäufigste Art. „Der gezählte Wert ergibt aber nur knapp zwei Spatzen pro Garten. Das ist für einen Vogel, der eigentlich im Dutzend auftritt, nicht viel“, erklärt Hillen. Die Ursachen des Rückgangs liegen in den Veränderungen seines Lebensraums. „Er braucht Pfützen zum Trinken und Baden, Sand für die Gefiederpflege. Dafür sind am besten unbefestigte Wege.“ Diese gebe es immer weniger. Als Kulturfolger hat der Spatz schon lange Menschennähe gesucht und etwa in kleinen Nischen an Häusern gebrütet. „Weil die Häuser heute so gut isoliert sind, fehlen Nischen und damit Brutraum“, so Hillen. Durch Flächenversiegelung, das Kurzhalten von Rasenflächen und die Abnahme von Büschen, Hecken und Gestrüpp fehlen ihm Samen und Insekten als Nahrung. „Der Spatz ist ein gutes Beispiel dafür, wie mehrere Stressfaktoren zusammenwirken, sodass es der Natur immer schlechter geht“, so Hillen. Wer Spatzen und anderen Vögeln helfen will, kann es mit Sand- und Wasserschalen sowie einem Futterangebot – am besten in einem hängenden Futterspender – versuchen. Wobei diese nicht immer sofort angenommen werden: „Mal klappt’s, mal nicht“, sagt Hillen. Auch Nisthilfen können helfen, dazu könne der Nabu beraten.

Wer bei der „Stunde der Wintervögel“ mitmachen will, findet auf der Internetseite des Nabu alle nötigen Informationen, ausdruckbare Faltblätter mit Fotos der Vogelarten und eine Anleitung fürs Zählen. Auch Menschen, die wenig über Vögel wissen, können teilnehmen: